Funk/Soul


Ladies first! Das gleiche Triumvirat, das Evelyn Kings monumentales GET LOOSE-Album auf dem Gewissen hat, veredelt nun auch Melba Moore Neueste, THE OTHER SIDE OF THE RAINBOW (EMI 1A 264-400134) – Paul Lawrence Jones, Morrie Brown und Kashif, das „Mighty M“-Produktionsteam.

Melba Moore hat schon seit jeher schneller die Rollen gewechselt als andere ihr Make-Up – vom PhillyPlaygirl bis zum Broadway-Mannequin in Milos Foreman’s epischem Desaster ‚Hair‘- aber in keiner hat sie sich besser zurechtgefunden wie in der, die ihr „Mighty M“ anvertraut hat. Wie die Drei Luft und Kontraste für Melbas helle, abgehobene Stimme schaffen, sie antreiben oder abbremsen, einen straffen Beat darunterwerfen und ihren Raum bis zum schmalsten fill vollendet aufteilen – königlich! THE OTHER SIDE OF THE RAINBOW ist das anmutigste Soul-Album seit GET LOOSE.

Bei dem nicht abreißenden Strom an hochklassigen 12″-Singles geht es nicht um den kompakten Sound (der ist ohnehin selbstverständlich!), sondern darum, die Highlights des Songs zu schraffieren, herauszuheben, zu verdrehen, neu zu gestalten; insofern ist die Club-abgemischte 6-Minuten 12″-Single längst in einer eigenen Klasse für sich.

Hervorragenden Gebrauch all dieser Möglichkeiten machen Indeep mit ihrem „Last Night A DJ Saved My Life“ (auf Sound Of N. Y./lmp.). Allein der Titel sollte Indeep reich machen, denn von einem mobilen D] hängt schließlich der Ausgang unserer Nächte ab. Der hier kennt seine Verantwortung: „… there’s not a problem I can’t fix/coz I can do it in the mix!“ – dazu gibt’s jede Menge Effekte, Toiletten-Spülung, Keilriemen-Gequetsche, Telefon-Klingeln (beim ersten Mal Anhören hab‘ ich prompt den Hörer abgenommen!).

„Heavy Vibes“ vom Montana Sextett (Virgin) ist eine andere Art von Single: ein up-to-date gebrachtes Stück Phüly mit einem gedämpften, apart regulierten Beat und einem noch aparteren Sex. Eine Platte, die einem zuhause genauso den Kopf verdreht wie Samstagabends unter 5000 Watt Beschuß.

Eine absolut majestätische Ballade, überhaupt die beste, die ich im neuen Jahr gehört habe, ist das Remake von Al Greens „Let’s Stay Together“ von Bobby Militellos Motown-Debut RICK JAMES PRESENTS BOBBY M (Bellaphon 260 15 046). Rick James hat mit dei Sache übrigens nichts das allergeringste zu tun, außer daß er – wie das bei Motown so Usus ist – seinen großen Namen zur Verfügung stellt und darauf spekuliert, daß man deshalb die Platte kauft.

Was man beruhigt tun kann, denn von den Gesichts- und Stillosigkeiten, mit denen sich Motowns Nachwuchs gegenwärtig selbst überbietet, ist Bobby M ungefähr genauso weit entfernt wie Rick James von den 30% Arbeitslosen in Detroit.

„Let’s Stay Together“ mit Jean Carns jazzig flimmerndem Gesang bleibt hier das höchste der Gefühle, aber das klingt eigentlich durchweg trres chic und dandy-like, Bernard Wnght (Hände hoch, wer seine famose‘ NARD-LP hat!) und Lenny White haben mit ihren Songs und Arrangements entscheidenden Anteil daran.

Als Tanz ist the smurf nicht mehr hip, als 12″-Single ist Tyrone Brnnsons „Smurf (CBS) eine unbedingte Notwendigkeit, mit einem trocken durchgeschlagenen Beat im Zentrum, der von elektronischem Klicken, Ticken und überhaupt allem umkreist wird, was ihr an Nebengeräuschen sonst noch von „Star Wars“ in Erinnerung habt.

„3“, das neue Album von Atlantas S.O.S. Band (CBS 25078) ist eine in allen Belangen durchschnittliche Platte von der Sorte, wie sie immer in den Soul-Charts zu finden sein wird. Durchschnittlich, das heißt mit „High Hopes“, einem Bravourstück von einer Single, hochdramatisch orchestriert und mit dem Baßlauf des Monats, ist das Soll schon so ziemlich erfüllt.

Sylvester ist wieder da und hört sich so an, als ob er immer noch nicht an den abgeplatzten Lack von „Mighty Real“ glauben wollte, ALL I NEED (Metronome 0060.567) hat eine ganze Reihe flotter Melodien, aber zu oft bleibt er denselben engstirnigen und konservativen Gay Disco-Arrangements von Annodazumal treu. ALL I NEED? Auch Sylvester ist bescheidener geworden!