Gemeingut


Groß, stark und breitschultrig soll sie sein, die Frühlingsromanze? Völlig daneben. Es sind doch gerade die Kleinen in unserer Mitte, die den meisten Erfolg haben: Madonna, Napoleon, Prince, Peter Maffay, Alexander der Große oder Mick Jagger — sie alle haben um die einssechzig mit dem Wachsen aufgehört. Die alte Weisheit, daß die Kleinen groß rauskommen, weil sie sich von Kindesbeinen an immer mehr aufführen müssen, teilt auch der kurzwüchsige Gitarrist von Bruce Springsteens E-Street Band.

.Ich habe zum Beispiel nie einsehen wollen“, scheimt Klampfen-Energiebündel Nils Lofgren, .daß nur die ellenlangen Bimbos Basketball spielen durften. Deshalb habe ich meine Sprungtechnik so lange trainiert, bis auch ich den Ball von oben in den Korb werfen konnte.“

Auch das Klappern gehört zum Handwerk der Kleinen — wie unser Foto beweist. Gitarre hin, Gitarre her, Nils kommt nicht mal bis zum Netz rauf.

Ein ganz anderer Fisch ging einem New Yorker Wochmann ins Netz. Nachbarn hatten den Aufpasser alarmiert, weil eine unbekannte Gestalt am frühen Abend immer wieder gegen eine Appartemenrtür in dem Wohnhaus in Manhattan trat. Der Uniformierte sprang in Kampfhaltung um die Ecke, nur um festzustellen, daß es Grace Jones war, die sich an ihrer eigenen Wohnungstür zu schaffen machte. Das anschließende Handgemenge war eher spielerischer Natur, denn Grace klärte den Fall: .Ich war nur so wütend, weil ich schon wieder die Schlüssel innen steckengelassen habe.“

Ober-Hose Campino dagegen blieb nach einer wüsten Schlägerei mit der bundesdeutschen Polizeigewalt der Ärger nicht mehr im Halse stecken: .Ich wußte, wenn ich jetzt einen von denen umklatsche, werde ich auf die Wache mitgenommen und getötet.“ Der Hintergrund: Gegen Ende einer Party in Düsseldorf waren 36 Polizisten gegen 25 Partygäste angerückt, angeblich, weil vor dem Haus ein Mercedes beschädigt worden war. Campino, wie die übrigen Gäste in diese Sache unverwickelt, wehrte sich auch nicht, als fünf der Grünen durchdrehten:

Ich kenne Bullen und ich kenne Schlägereien. Aber die haben auf die Frauen am Boden eingetreten wie ein Fußballer, derauf den Freistoßball eindrischt. „Der Hosen-Sänger, der sein Schleudertrauma zweiten Grades inzwischen auskuriert hat, will den Fall vor Gericht sehen: .Mir geht es nicht um die Dresche, die ich bekommen habe, ich will nur, daß diese Typen erwischt und bestraft werden.“

Der Düsseldorfer Punk-Rocker hat im Moment ohnehin andere Sorgen. .Solange Johnny Thunders lebt, bleibe ich ein Punk“ sang er hunderte Mal in dem Hosen-Hit .Das Wort zum Sonntag“. Thunders verstarb 38jährig in einem Hotel in New Orleans, wahrscheinlich an einer Überdosis Heroin. Doppelt heikel für die Hosen: Die Band hatte zwei Tage vor Johnnys Tod mit dem Alt-Punker in einem Düsseldorfer Studio dessen Song .Born To Loose“ neu aufgenommen. Campino im ersten Schmerz: ,Er war immer die Leitfigur der Hosen-Ideologie. Jetzt ist da nur noch ein großes Loch.“

Thunders, seit Jahren ein lebendes Wrack, hatte im Studio die größten Probleme, mit den Hosen mitzuhalten. Seine Drogenprobleme geben auch Campino zu denken: .Jetzt müssen wir uns einen neuen Grund suchen, Punkrocker zu sein. Aber eines weiß ich — so will ich nicht enden.“

Oder so traurig enden, wie die New Kids On The Block. Besorgt darüber, daß sich immer mehr US-Fans von dem Teddybärchen-Image der Band nicht mehr beeindrucken lassen, zündete New Kid Donnie Wahlberg ein Hotelzimmer in Kentucky an. Hart und straßennah sollte das neue Image sein. Half aber nichts — nach U-Haft und Schnell-Verfahren verkündete das NKOTB-Management: .Im Sommer fliegt Donnie aus der Band.“

Die Grenzen sind wieder offen, vor allem nach oben. Jeder Mann kennt das — man war sich so sicher, der BeLaZ (Bester Liebhaber aller Zeiten) zu sein, und dann schnappt einem so ein dummer Schnösel die holde Maid weg. Von solchen Erfahrungen bleibt noch nicht einmal die Creme der Saiten-Quäler verschont, immer findet sich einer, der die punktierten Sechzehntel-Oktolen noch einen Tick schneller abwurstelt. Das dies nicht immer in bohrenden Selbstzweifel münden muß, demonstrierte unlängst Rudolf Schenker. Nachdem sich Rudi noch immer nicht dazu durchringen konnte, bei der aktuellen Scorpions-Tour endlich mal ein Gitarrenmodell zu spielen, das seit weniger als 15 Jahren aus der Mode gekommen ist, ließ er sich wenigstens heimlich bei Bruder Michael in Los Angeles den einen oder anderen zeitgemäßen Saiten-Trick beibringen. Für Michael Schenker, der seine Lehrerdienste per Kleinanzeige in Westcoast-Magazinen anbietet, purer Alltag:

Zu mir kommen etliche bekanntere Gitarristen. Nur Rudi wo/lte nicht, daß das an die große Glocke gehängt wird.“

H Einen auf die Glokke gießen wollte sich auch Boy George bei der After-Show-Party von George Michael, doch er scheiterte an einem uneinsichtigen Türsteher. Boy hatte für die elitäre Lustbarkeit in Londons schicker »Smiths Gallery“ am Covent Garden eine Einladung bekommen und wollte seine Begleiterin Yves Gallagher mit reinnehmen. Doch der Wachhund an der Tür, wie immer ein nicht gerade mit hoher Intelligenz gestrafter Schönling, blieb stur — das Ticket galt nur für eine Person. Alle Versuche, den Türsteher mit ruhiger Argumentation zu überzeugen (,Du schwanzlutschendes Arschloch!“), mißlangen, George zerriß sehr zur Freude der umstehenden Gäste die Einladung und verpißte sich wutentbrannt zur Geburtstagsparty von Status Quo, nicht ohne vorsichtshalber dazwischen sich ein ordentliches Outfit anzuziehen. Boy nachtragend: .Niemals werde ich diesen blöden Griechen wieder auf eine meiner Partys einladen!“

Die bittere Erfahrung, daß das Leben nicht immer nur eine große Party mit vielen großen Blondinen ist, macht zur Zeit Rod Stewart. Bereits einige Wochen nach der Hochzeit mit Rachel Hunter merkt er, daß seine neue Liebe nicht nur ein jüngeres Modell der Blond-Serie ist, sondern auch ihrer Typenbezeichnung GXL (Grand X-tra Luxus) gerecht wird: Allein bei einem nachmittäglichen Einkaufsbummel in London kaufte sie Schnickschnack, den Rod in der Kreditkarten-Abrechnung mit satten 145.000 Mark wiederfinden wird. Gleichzeitig mucken die beiden Vorgänger-Modelle auf. Ex-Frau Alana Hamilton, mit monatlich 25.000 Dollar eher Tantiemen-verwöhnt, klagt vor Gericht um eine einmalige Ablösesumme in Höhe von 500.000 Dollar. Ex-Freundin Kelly Emberg fand dagegen Gehör bei Frances Rothschild, Richter am Obersten Gerichtshof zu Los Angeles: Rod muß nun 13.000 Dollar monatlich an Erziehungs-ßeihilfe für die gemeinsame Tochter Ruby (3) abdrücken. Doch Kellys Anwältin Arlene Colman-Schwimmer will noch einen draufselzen: .Wegen Rod hat meine Mandantin damals ihre glänzende Model-Karriere abbrechen müssen. Dafür wird er mindestens 35 Millionen Dollar blechen.“

Weitaus kleiner sind die Brötchen, die bei Deutschlands Antwort auf die Happy Mondays, Ravermeister, gebacken werden. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich % der Münchner ,Ariola“-Belegschaft, die sich in ihrer Lieblings-Abfüllstation .Wunderbar“ eigentlich nur einen Happy Saturday machen wollte. Sturzbetrunken mußten sie dann feststellen, daß sie kein Bares dabei hatten — sie wurden als Zechpreller vorläufig verhaftet. Dabei traf sie der Pfeil der Muse — als Antwort auf den staatlichen Übergriff produzierten sie mit schwerer Zunge die auf deutsch gelallte Version eines Jagger/Richards-Klassikers: »Ich bin frei“.