Gentle Giant


Yes its beert hard, going a long time and we're together even now. Why do you ask? Surely You know it! Isn 't it clear just when and how. What can we teil you? At the beginning had no direction, any other way. After the fourth one, realisation, finding our road, the same as if today. (Gentle Giant: Interview") (GentleGiant: "Interview")

Auf der Bühne stehen an die 50 Instrumente: E-Gitarren und halbakustische Saiteninstrumente, 12-string-Guitars und Baß, Trompeten, Saxophone und Flöten, Violine und Cello, Vibraphon und Xylophon, flankiert von E-Piano, Orgel, Mellotron und Syntheziser mit einer schier unübersehbaren Schlagzeugbatterie und einem Dutzend Perkussion-Instrumente im Hintergrund. Dazwischen agieren die Musiker von Gentle Giant mit traumwandlerischer Sicherheit. Oft wechseln sie mehrmals während eines Stückes die Instrumente. Schlagzeuger John Weathers huscht von seinem Podest um die Lautpsrecherboxen herum an die Orgel, wo er Keyboardmeister Kerry Minnear ablöst, der ans Cello muß. Gitarrist Gary Green übernimmt von Ray Shuiman den Baß, Ray greift zur Violine und sein Bruder Derek setzt sich hinter das Schlagzeug.

Immer wieder tauschen die fünf ihre Plätze, stehen plötzlich mit Blockflöten an den Lippen in einer Reihe, überraschen mit mehrstimmigen Chorsätzen oder klopfen mit Drumsticks bewaffnet auf allen Teilen des gigantischen Schlagzeug-Aufbaus herum. Ein faszinierendes Schauspiel: Gentle Giant demonstrieren musikalische Vielseitigkeit. Die britische Band, kürzlich auf Deutschland-Tour, macht Musik; nichts als Musik. Deshalb ist die Gruppe Gentle Giant eine Formation von Leuten ohne Ego-Trips und Starallüren, die ohne Sensationen und stattdessen organisch von ihrem Publikum Besitz ergriffen haben.

Derek, Ray und Phil, Söhne des Musiklehrers und Hobby-Jazzers Shulman, sind auf der englischen Insel Southsea in einem „Haus voller Musiker, in dem immer Instrumente herumstanden“, aufgewachsen; also schon als potentielle Multi-Instrumentalisten auf die Welt gekommen. Und das organische Wachsen in die heutige Perfektion ging schrittweise ohne großangelegte Publicity-Campagnen vor sich. Als Ray und Derek noch in der Gruppe „Simon Dupree & The Big Sound“ mit Pop-Schnulzen ihr Geld verdienten, arbeitete Phil als Musiklehrer.

Sooo nicht!

Die Simon-Dupree-Zeit brachte außer Bühnenroutine nicht viel ein. In den Pop-Annalen ist heute lediglich ein Single-Hit, nämlich „Kite“ verzeichnet. 1969 war die Phase „brave“ Unterhaltungsband“ abgeschlossen. Derek und Ray wurden „bewußte“ Musiker. Sie wollten jetzt „eine freie musikalische Entfaltung . Der Ansporn zum Multi-Instrumentalisten-Trip kam von Kerry Churchill Minnear, der damals gerade seinen Abschluß in den Studienfächern Komposition und Orchestration an der Royal Academy of Music gemacht hatte. „Kerry könnte ein ganzes Orchester leiten,“ schwärmt Derek, „er schreibt mühelos die kompliziertesten Partituren“. Zusammen mit dem fähigen Leadgitarristen Gary Green, dem Drummer Martin Smith und Phil, der seinen Job als Lehrer aufgab, entstand ein Musiker-Kollektiv, in dem die Ideen und Einflüsse jedes einzelnen zu einer musikalischen Einheit verschmelzen sollte. Das Experiment lief…

Es entstand ein musikalisches/‘ Puzzlespiel, ein vielfarbiges Klangbild, umgesetzt durch eine Vielzahl von Instrumenten. Ray spielte Violine, Baß, Trompete elektrische und 1 2saitige Gitarre und übernahm die Percussion; Phil unterstützte seine Brüder mit Alto- und Sopran-Saxophon, Trompete, Flöte , Klarinette und Gesang; Gary beschränkte sich auf diverse Gitarren und Gesang, Martin hatte mit seinen Drums und einem Arsenal von Schlaginstrumenten zu tun, und Kerry schoß den Vogel ab: neben Cello, Violine, Viola, Flöte, Vibraphon, Xylophon und Gesang setzte er alle erdenklichen Keyboards ein: Piano, Orgel, Mellotron, Syntheziser, Spinett, Cembalo, Celesta…

Das Gentle Giant-Debut-Album war infolgedessen mehr als ungewöhnlich: lyrische Chorsätze im Stil barocker Balladen, kontrastreich unterbrochen von schwerem Rhythmus, Orgel- und Gitarrensoli, Bläserfragmenten oder Schlagzeugeinlagen mit extravaganten Pianoklängen wurden den Ansprüchen der neuformierten Gruppe bis hin zur Namensnennung gerecht: Gentle Giant – eine eigenwillige Synthese von sanften Passagen mit klassischem Einfluß, Jazz, Electronic und dem totalen Einsatz eines gigantischen Rock-Orchesters. Brillantes technisches Können bewies die Gruppe auch auf ihrer zweiten LP „Acquiring The Taste“. Mit einem neuen Drummer, Malcom Mortimore, wurde der Nachfolger „Three Friends eingespielt. Martin Smith war der einzige, der sich nicht in diese Formation eigenwilliger und konträrer Musiker einfügen konnte, in der jeder die Ideen des anderen zu respektieren hatte Malcom wiederum fiel bald darauf nach einem Motorrad-Unfall aus. Mit John Weathers fanden sie jedoch bald den Idealtyp für das verwaiste Schlagzeug. Derek: „John, der füher bei Graham Bond und der Grease Band spielte, brachte eine ganze Reihe Ideen und neuen Drive mit, außerdem paßte er als Persönlichkeit sehr gut in das Gruppenbild.“

Noch extremer Jetzt wurden Gentle Giant musikalisch noch extremer, und der Erfolg des vierten Albums „Octopus“ bestätigte die experimentierfreudigen Musiker, die jede erdenkliche Idee im Rahmen ihres Konzeptes verarbeiten. Derek: „Es ist noch nie vorgekommen, daß irgendeine Komposition abgelehnt wurde. Auch wenn man spontan noch nicht begeistert ist, sollte man einkalkulieren, daß daraus eine musikalische Bereicherung weiden kann. Bis wir uns alle damit identifizieren können, wird halt verändert und diskutiert…“

Totzdem: In der Zusammenarbeit mit den Brüdern Shulman das musikalische Gleichgewicht zu bewahren, ist für Kerry, John und Gary nicht immer leicht. Auch bei Gentle Giant gibt es gewisse Spannungen. „Was uns zusammenhält, ist der Haß von Phil Shulman,“ sagte Kerry einmal im Scherz. Phil war durch den ständigen Tourneestreß überfordert. Vor allem während der erfolgreichen Abstecher in die USA machte ihn die Trennung von seiner Frau und den Kindern zu schaffen. Anfang ’73 stieg Phil, mittlerweile fast 40 Jahre alt, aus, um wieder als Musiklehrer zu arbeiten.

Die musikalische Vielseitigkeit wurde zum Glück nicht beeinträchtigt. Derek übernahm Alto- und Sopransaxophon und lernte Gitarre und Harmonium. Ray wagte sich an Orgel und Viola, und Kerry spielt seitdem zusätzlich Gitarre, Trompete und Baß. John bediente nicht nur Mellotron und Vibraphon, sondern erweiterte außerdem sein Arsenal an Schlagwerkzeugen um Marschtrommeln, Glocken, Gongs und einiee exotische Perkussionsinstrumente.

„Wir wollen nicht unsere Fähigkeiten an den verschiedenen Instrumenten beweisen“, betont Derek. „Uns geht es dabei nur um den Sound.“ Daß Gentle Giant in ihrer musikalischen Vielseitigkeit immer besser wurden, bewies die LP „In A Glass House“, die Ende ’73 erschien. Und spätestens ein Jahr später mit der engagierten LP „The Power And The Glory“ hatten sie ihren ureigenen Stil etabliert.

Der Rubel rollt Zwei Jahre später, nach der Veröffentlichung des siebenten Albums, „Free Hand“, garantierte der Name Gentle Giant endlich auch ausverkaufte Hallen und dementsprechend stiegen auch die Plattenumsätze.

Konsequenz der wachsenden Popularität waren vor allen Dingen eine Unzahl von Interviews, bohrende Fragen zu einer extravaganten Musik, die keiner der Giants klassifizieren mag und auch nicht durch gängige Schablonen-Erfahrungen beschrieben wissen will. Diese Erfahrungen wurden nun in ihrem jüngsten Album „Interview“, verarbeitet. „Wir legen sehr viel Wert auf die Texte“,sagt Derek, „ich tüftele gern ein paar Zeilen aus und versuche dann zusammen mit den anderen, die Worte in Musik zu übersetzen.“ Wer könnte das auch besser als ein Kollektiv von Individualisten, das ein halbes Hundert verschiedener Instrumente beherrscht?