Harvey Weinstein: Verurteilt in zwei Fällen der Vergewaltigung und Sexuellen Nötigung


Harvey Weinstein wurde nach fünftägiger Jury-Besprechung in zwei Fällen der Sexuellen Nötigung und Vergewaltigung verurteilt. Ein später Triumph.

Harvey Weinstein ist in New York in zwei von fünf Anklagepunkten schuldig gesprochen worden: Vergewaltigung in einem minder schweren Fall und schwere sexuelle Nötigung. Dies entschied eine zwölfköpfige Jury nach fünftägiger Beratung. Weinstein drohen fünf bis 29 Jahre Haft. Ein Triumph für die #MeToo-Bewegung, allerdings auch mit einem bitteren Beigeschmack: Weinstein wurde zwar in zwei Fällen verurteilt, in drei Fällen jedoch freigesprochen. Nichtsdestotrotz stellt das Jury-Urteil des ersten Weinstein-Prozesses einen Wendepunkt dar, der den Opfern von Weinstein und weiteren Sexualstraftätern neue Hoffnung auf Gerechtigkeit gibt.

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Der ehemalige Produzent soll die Produktionsassistentin Mimi Haleyi vor 14 Jahren zum Oral-Sex gezwungen haben. Die zweite Klägerin Jessica Mann sagte aus, Weinstein habe sie vor sieben Jahren vergewaltigt. In beiden Fällen wurde der Ex-Chef des MiraMax-Studios verurteilt. Im schwerwiegendsten Anklagepunkt – „raubtierhafter sexueller Angriff” (predatory sexual assault) – folgte die Jury nicht der Staatsanwaltschaft.

Weinstein Star-Verteidigerin Donna Rotunno warf den Opfern, die teilweise noch Jahre nach den angeklagten Taten intimen Kontakt mit Weinstein pflegten, dagegen Heuchelei vor. „Sie wussten, was sie taten”, sagte Rotunno in ihrem Abschlussplädoyer. Dass die Jury Weinstein trotzdem verurteilte, zeigt, was Justiz und Bevölkerung aus der #MeToo-Bewegung gelernt haben: Dass ein Mann in einem Fall einvernehmlichen Sex mit einer Frau haben und trotzdem ein Vergewaltiger sein kann.

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Weinstein wurde noch im Gerichtssaal in Handschellen gelegt und in die Obhut der Justizbehörden übergeben. Bis zum Ende hatte er alle Vorwürfe zurückgewiesen und ausgesagt, dass es sich in allen Fällen um einvernehmliche sexuelle Kontakte gehandelt habe. Jodi Kantor und Megan Twohey, zwei „New York Times“-Journalistinnen, die maßgeblich zu der Enthüllung von Weinsteins kriminellen Machenschaften beigetragen haben, äußerten sich zu dem Schuldspruch wie folgt: „Das Weinstein-Urteil könnte sich als ein symbolischer Wendepunkt erweisen, (…) der zeigt, dass Sexualverbrechen nicht unbedingt sauberen Abläufen folgen. Die öffentliche Wahrnehmung könnte umgestaltet werden – Opfer verdienen, vor Gericht gehört zu werden.“

Auch die #MeToo-Bewegung veröffentlichte ein Statement zu Weinsteins Verurteilung. Darin schrieb die Autorin Luann Algoso: „Dieser Fall erinnert uns daran, dass sexuelle Gewalt von unkontrollierter Macht und Privilegien lebt. Die Auswirkungen hallen weit über Hollywood hinaus und in den Alltag von uns allen in der übrigen Welt nach.“ Lest hier das ganze öffentliche Statement.

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