Heiße Q-Tips


Nachdem Funk-Vater George Clinton (49) im MÜV das Debüt-Album der Münchner Gruppe O in höchsten Tönen gelobt hatte, wollte er die beiden Q-Brüder Jens und Toby Gad doch endlich einmal persönlich kennenlernen. George ließ sich bei dieser Gelegenheit gleich als ME/Sounds-Reporter anheuern.

Sicher, Q’s Album NRG ist eine tolle Platte aber um wahre Funker zu erkennen, muß man sie live hören. Deswegen freute ich mich, als ich von Q vor meinem Auftritt in München zur Session eingeladen wurde. Schon bei der Autofahrt zu Q’s Kellerstudio wurde mir klar, daß mein Q-Tip in ME/Sounds nicht voreilig war. Wir waren uns sofort einig: „Die meiste Musik führt zum Jazz zurück, und der wiederum bezieht sich auf den Blues. Im Grunde genommen ist alles Blues!“ Genauso, wie ich all meine Musik – ob Balladen oder Dance Music – P.Funk nenne, bezeichnen Jens und Toby ihren Stil ganz schlicht als O-NRG.

Unsere Jam-Session macht deutlich, daß dies nicht nur Gerede ist. Wir haben anderthalb Stunden lang wild drauflos improvisiert, von Jimi Hendrix bis Funk, von Blues bis Pop. Vielleicht wird man etwas davon auf einer meiner oder ihrer Platten wiederfinden. Wer mich in München an diesem Abend live gesehen hat, weiß jetzt, daß ich wegen Q so heiser war…

Gitarrist Jens und Keyboarder Toby beherrschen ihre Instrumente virtuos und haben zudem noch hervorragende Sounds und Samples drauf. Vor allem aber sind Jens und Toby hervorragende Songwriter, was man bei ihren Balladen hört – bei den meisten neuen Funk-Bands sind die nur eine Pflichtübung. Q’s Song „Girlfriend“, mein absoluter Favorit, erinnert mich ein bißchen an meine Lieblings-Rockband, die Beatles – da stimmt einfach alles, der Lead-Gesang von Toby, das Background-Arrangement und das Piano als einziges Instrument. Bei den Funk- und Rock-Titeln dagegen fällt mir am ehesten Thomas Dolby ein – vor allem, weil Q ihre Stücke ähnlich sorgfältig und einfallsreich wie er produzieren und arrangieren.

Live sind sie aber noch viel besser, oder, wie Jens mir sagte: „Die Plane ist für uns nur ein Mittel, um live spielen zu können – als Belohnung für die Studioaufnahmen, die manchmal an Büroarbeit erinnert!“

Natürlich holte ich Jens und Toby am Abend bei meinem Konzert in München auf die Bühne. Selbst meine P.Funk All-Stars, die zunächst ein wenig skeptisch dreinschauten, waren hinterher überzeugt – ein klarer Fall von „One Nation Under A Groove“.

Eine ähnliche Reaktion zeigte auch Prince, bei dessen Paisley-Park-Label ich unter Vertrag bin und der mir eine Rolle in seinem neuen Film „Graffiti Bridge“ gab. Als ich ihm bei den Dreharbeiten drei Q-Songs vorspielte, war seine erste Reaktion: „Wer ist das?! Können wir die unter Vertrag nehmen?“ Nach dem P. Funk gibt es nun also eine neue Funk-Religion für das nächste Jahrzehnt: Q.Funk! Schließlich ist das auch der nächste Buchstabe im Alphabet…