Hirnflimmern: Meine Beatles, deine Beatles – Josef Winkler über Senkhosen


Pop-Angeberei und kritische Anmerkungen zur Senkhose von Josef Winkler, einem Vater junger Kinder.

Josef Winkler
Josef Winkler

Aaargh! Haben Sie’s gehört? Yoko Ono hat in den 70ern John Lennon betrogen! Mit…Hillary Clinton. Äh, wot? Uff. Und ich hatte schon befürchtet, mit Paul. Apropos. Ich darf an dieser Stelle vermelden, dass ich als noch junger Vater (also: die Kinder sind jung) bereits jetzt ein wichtiges Erziehungsziel erreicht habe: Meine Kinder mögen die Beatles und erkennen sie auf Fotos. Der Zweijährige verlangt gar, dass seine derzeitige Musikdiät aus „Anne Kaffeekanne“ und Dr. Döblingers Kasperlliedern hie und da mit einem Beatles-Album variiert werde: „Ich meine Beatles anhörn!“ Seine Beatles. Dabei sind das doch meine Beatles!

Neuerdings – und das schreibe ich jetzt nur noch hin, um damit anzugeben, wie cool mein Sohn ist und daher auch ich – wird auch öfter das „Lied mit Zug kommt“ gewünscht. Dabei handelt es sich natürlich um „Station To Station“ von David Bowie, und ich behaupte: Einen recht viel besseren Musikgeschmack haben Sie auch nicht.

Hirnflimmern: Meine Beatles, deine Beatles - Josef Winkler über Senkhosen

So sind wir also auf einem guten Weg, wenigstens, was das Popkulturelle angeht. Was das aus einem jungen Menschen machen kann, gewahrte ich letztens auf einem Kinderfest im Viertel. Da gab es so einen elektrischen Rodeobullen, und ich beobachtete mitleidig Buben, die sich abmühten, ihn zu besteigen, aber ihre Beine nicht richtig auseinanderbrachten – weil sie so komische Senk/Hängehosen trugen! Ja, erklärte ich meiner erstaunten Tochter, es gibt Erwachsene, die ziehen sich Hosen an, mit denen sie aussehen, als hätten sie eine vollgeschissene Windel zwischen den Oberschenkeln hängen. Und dann gibt es offenbar auch Erwachsene, denen reicht es nicht, dass sie selber so aussehen, nein, die ziehen auch noch ihren Kindern solche Hosen an. Man sieht damit aber nicht nur aus als hätte man eine ordentliche Packung in den Pänts (mir geht bei ihrem Anblick reflexhaft der Griff zu den Feuchttüchern), man schleppt auch die entsprechende Bewegungseinschränkung mit sich herum, was für Kinder natürlich ein Hit ist. Kommen kaum auf so einen blöden Plastikbullen rauf, auf den sich meine regulärbehoste Vierjährige hinaufschwingt wie ein Apatschenkrieger.

Ja ja, die saggy pant (grad gegoogelt). Man weiß ja – oder glaubt zu wissen -, wo sie herkommt. Aus den US-Knästen, wo sie den Geknasteten die Gürtel abnehmen, und dann hängen die Hosen, aus Not. Die Homies in den Hoods haben das nachgemacht, und dann hingen auch dort die Hosen, aus Solidarität. Und dann wurde das als „Street Wear“ deklariert, und jetzt trägt weltweit schon die zweite bis dritte Generation Hosen, in denen man aussieht, als hätte man eine vollgeschissene Windel zwischen den Oberschenkeln hängen, aus Mode. Ich habe viele unpraktische Moden gesehen, ein paar auch selber getragen. Aber ich würde mir eher das Rindfleischkleid von Lady Gaga kommen lassen, als mich mit einer Senkhose abzumühen. Oder sie arglosen Kindern anzuziehen.