I Am Spam


Der Tag lässt sich ungut an. Bei mirwarheuf Nacht die Haarfee da und hat mir einen Mittelscheitel gemacht. Ein Bad Hair Day ist programmiert. Im Büro Computer an – was ist hier los? Ich habe eine Spam-Mail von mirselbst bekommen, mit Anhang und Empfehlung: „Here is the file‘. Ich kommuniziere mit mir intern immer auf Englisch, also denke ich mir natürlich nichts Böses und öffne das Attachment. Sofort beginnt mein Computer selbsttätig im Internet nach Jürgen-Hingsen-Fanseiten zu surfen, regrediert im Lauf der folgenden zwei Stunden zu einem Dampfradio, stürzt ab. Angenehmerweise beschäftigt unsere EDV-Abteilung nur Leute, die in touch mit ihrer spirituellen Seite sind. Ein früherer Mitarbeiter zog sich irgendwann darauf zurück, die anhaltenden Probleme mit meinem Gerät mit den „schlechten Vibes“ zu erklären, die ich verströme, ich dürfe mich eben nicht von vornherein mit so einer Ablehnungshaltung an die Maschine setzen. Der jetzige EDV-Mann scheint ob des Kummers, den sein Beruf mit sich bringt, Buddhist geworden zu sein. Wenn ein Computer abstürze, meint er, sei das doch zunächst einmal ein gutes Zeichen, ein Zeichen dafür, dass er vorher ja gelaufen sein muss. Ich finde das schon, weil es sagt: Einen Bad Hair Gay kann man auch nur haben, wenn man noch Haare auf dem Kopf hat.

Moralisch dergestalt gestählt, möchte ich jetzt noch eine Zufallsschilderung unterbreiten, die – wenn wir heute schon in diese spiritistische Ecke reingehen – vielleicht ein Fingerzeig des Schicksals war. Bin ich also letztens in Amerika und fahre in einem Taxi an so Vorort-Siedlungen entlang und denke mir: Die sehen genauso kitschig aus wie in diesem großartig lustigen Film The ‚Burbs , deutsch „Meine teuflischen Nachbarn‘ von 1989, und dass ich den gern mal wieder sehen würde. Komme ins Hotel, schalte den Fernseher ein, und auf HBO läuft – tada! – „The Burbs“. Als Wink des Schicksals verstehe ich das insofern, dass es mir hiermit quasi obliegt, diesen großartig lustigen Film dem Vergessen zu entreißen und allen ans Herz zu legen. Schon allein, weil Bruce Dem darin eine durchgeknallte Mililaristen-Nuss namens Mr. Rumsfield spielt. Was eine Assoziationskette in Gang setzt, die einem freilich potentiell den Tag verderben könnte. Aber heissa), da kommt die Meldung rein, dass sich die Böhsen Onkelz aufgelöst haben. Wer eine Abführhilfe braucht, gehe einmal und dann nie wieder auf www.onkelz.de und lese das unfassbar schwülstige Statement-Geseier der Bandmitglieder. Wie mein geschätzter Kollege Ernst H. sagen würde: Da fällt dir ’n Ei aus der Hose. So. Und jetzt frohen Eskapismus mit der Fußball-EM.