Interview mit Mick Jagger


Mick Jagger ist es gelungen, jahrelang die Aufmerksamkeit der musikliebenden Welt auf sich zu lenken. Er ist im Gespräch geblieben! Kurz vor der Europatournee der Stones empfing uns Stones-Chef Mick Jagger im Hauptquartier der Rottenden Steine“ in London. Er erwarte uns gehüllt in einen bunten „Tenue“ und einer strängen Kopfbedeckung und führte uns in einen Empfangsraum. In diesem Raum befanden sich eint Couch, zwei Sessel und ein Tisch. Als wir sassen, entwickelte sich sogleich ein zwangloses Gespräch. Mick schlug mit der Regelmässigkeit einer Uhr die Beine übereinander. Beine, die im Laufe dei Jahre einige hundert Konzertbühnen kennengelernt hatten und wegen ihrer Gelenkigkeit und Sprünge Weltruhm erlangten Das Gesicht von Mick Jagger ist das Gesicht eines modernen jungen Mannes. Obwohl die Jahn der Erfolge, der Spannungen und der Emotionen Spuren auf Micks Gesicht hinterliessen, behielt et einen scharfen Blick und eint kritische Einstellung.

Fühlt Ihr Euch für die Einflüsse, die Ihr auf die heutige Generation ausübt, verantwortlich?

Mick: „Es wird behauptet, dass die Stones einen grossen Einfluss auf die heutige Generation haben Ich aber sehe das anders. Natürlich hat sich das Leben seit dem Bestehen der Pop-Musik verändert. Man denkt anders und hat vielleicht auch sein Lebensziel verändert. Doch dass die „kids“ uns nachahmen, glaube ich nicht. Die jungen Leute von heute sind viel kritischer als früher. Und das ist gut so. Eigentlich unterscheiden wir uns überhaupt nicht von den Millionen anderen jungen Menschen auf der Welt. Amerika st ein Land, in dem die meisten Jugendlichen versuchen, auf ihre eigene Manier zu leben. Sie wollen ohne Gewalt die Tabus der gefestigten Ordnung durchbrechen. Kapitalismus ist auch in den Staaten ein Problem. Nur wird dort noch alles härter angepackt als in Europa. Schau Dir nur einmal die Schallplattenindustrie an. Wenn von einer bestimmten Platte hunderttausend Stück verkauft wurden und ein schöner Gewinn verbucht werden konnte, überweist die Firma das Geld irgendeiner kommerziellen Radiostation, die dafür die Platte pusht. Das Geld bleibt deshalb in einer bestimmten Anzahl Hände, obwohl damit viele gute Dinge getan werden könnten. Der ganze Zustand ist ein unentrinnbarer Zirkel. Ganz wichtig ist meiner Meinung nach, dass die Schallplatten billiger verkauft werden. Ich weiss, dass es vielleicht unglaubwürdig klingt, wenn ich sage, dass ich die Gesellschaften, die ausschliesslich mit „The Sound of Money“ arbeiten, nicht ausstehen kann. Das Geld muss einem Teil kreativer Künstler zur Verfügung stehen. Man hat die Stones noch nie gezwungen, eine Nummer aufzunehmen, die uns nicht gefiel. Ich finde es furchtbar, wenn ein Künstler eine Platte produziert, an die er selbst nicht glaubt, die er aber des Geldes wegen machen muss. Vielleicht sollten mehr „weisse Platten“ veröffentlicht werden. Das wäre ein guter Schritt in die gewünschte Richtung. Der Künstler selbst verdient damit zwar nicht so viel, das aber muss er in Kauf nehmen.

„Was hältst du von den sog. Free-Concerts?“

Die Idee ist gut. Leider aber kann man so ein Konzert fast nicht realisieren. Es sind bei einem Free-Konzert meist so viele Menschen dabei, dass Duelle nicht ausbleiben. Die grosse Zeit der Pop-Festivals ist meiner Meinung nach vorbei. Vielleicht wird hier und da noch ein Konzert veranstaltet, doch nicht mehr so viele wie früher. Die meisten Leute kommen für etwas anderes als für die Musik.

Hat sich das Publikum im Laufe der Jahre verändert?

Ja und nein. 1965 war das Publikum sehr aggressiv. Danach kam eine ruhige Periode, die Leute hörten sich die Musik an, jetzt aber glaube ich, dass wir wieder einer aggressiven Zeit entgegensehen. Wieweit alles sich aber entwickelt, kann ich nicht voraussagen. Noch immer besteht der grösste Teil unserer Anhänger aus sehr jungen Leuten, bei den Beatles aber ist es genau umgekehrt. Da hat sich nicht viel verändert!“ „Denkst Du manchmal daran, auszusteigen?“ Darauf kann ich nichts Bestirntes antworten. Wenn ich manchmal Kollegen treffe, die früher gross waren und jetzt keinen Kontakt mehr zum Publikum haben, dann bekomme ich es sehr heiss und hoffe, dass mir so etwas nie passiert. Man muss den richtigen Zeitpunkt wählen und aussteigen. So etwas ist schwierig, aber ich glaube, dass es mir gelingen wird. Würde ich jetzt bei den Stones aussteigen, so könnte ich mich mit voller Kraft auf eine Filmkarriere stürzen. Übrigens in kurzer Zeit spiele ich wieder die Hauptrolle in einem neuen Streifen! Darüber wirst Du aber noch mehr hören!

Den Rest des Interview s mit Mick Jagger findet Ihr in der Januar-Ausgabe von Musik Express.