James Brown – Hamburg, Stadtpark


Gigantomanisch kündeten Plakate eines der letzten Open-Air-Konzerte dieser Saison an: Giants o/ Soul – James Brown & His Orchestra. Die angekündigten Guests bekam das Publikum zwar nicht zu sehen – dafür aber als Einheizer LB. International, die 10-Mann-Band des Soulstars. Schon beim Soundcheck verriet die Bläser-Sektion jazzgeschulte Professionalität. Auf etwas Rhythm & Blues folgte prompt der obligatorische dap-dapdii-dap-dap-groove: Clap your hands and stomp your feet!

Auf die Bänke geht die Gemeinde aber doch erst, als der Hohepriester angekündigt wird: Are you ready for soulbrother No. 1? – Startime!! Der hollywoodreif präsentierte Meister setzt den cremefarbenen Big-Band-Sakkos seinen braunen Schlamper-Kittel entgegen, in dem er aussieht wie eine verhuschte Voodoo-Mami. Aber schon beim ersten Medley läßt er die Zähne blitzen und aller Augen funkeln: Dieser Mittfünfziger schreit und stöhnt seine rhythmischen Kürzel noch immer, als gab’s die „Sexmachine“ erst seit gestern.

James Brown und seine Band demonstrieren, daß sich aus ein, zwei Akkorden mehr rausholen läßt als eintöniges let’s have a party: Im Background singen fast alle Instrumentalisten, dürfen auch mal eine Sololänge lostoben; es wimmelt von Breaks und anderen Arrangement-Raffinessen. Pompöse Orchester-Einstiege schaffen Kontraste zum unvermeidlichen we are the funky men. Daneben treibende R&B-Nummern und vibratogesättigte Schnulzen. Eine stimmgewaltige Soulsister sorgt für Klangfülle, die Bläser nutzen jede riff-freie Minute für showträchtiges do it to th e left – do it to the right.

Wer erlebt, wie Pater Brown das gute alte „Georgia“ oder „Papa’s Got Ä Brand New Bag“ auf die Bühne bringt, beim pathetischen „It’s A Mari’s World“ auf die Knie geht, der weiß, daß zwar die heutigen Funk-Adepten ohne ihn schwer vorstellbar wären, daß der Altmeister aber gut ohne Einflüsse etwa von Level 42 auskommt. Wenn seine Soulmaschine losmarschiert, dann bleibt nur derabgeschottetste Asketling ruhig. Wenn James bei Tanzeinlagen den Spagat riskiert, dann drängen blasse und dunkle Brüder nach vorn. An die 300 mal pro Jahr erfüllt James Brown live die in ihn gesetzten Erwartungen as good as ever.