Jason & The Scorchers


Licht aus, Spot an: Jason Ringenberg als einsame Lichtgestalt mit Mundharmonika am Mikro – Auftakt zu einer stürmischen Version von Hank Williams‘ „Honky Tonk Blues“. Sie eröffnet ein zweistündiges Rock n Roll-Gewitter. das die rund 300 Getreuen fürstlich belohnte, die auch ohne das fragwürdige Hip-Etikett „Cow-Punk“ den Weg in die Markthalle gefunden hatten. Jawohl – Rock ’n‘ Roll. Jason, dieser abseits der Bühne so höflich sympathische, fast schüchterne Mann, mag als Sänger etlichen Country-Heroen näher stehen als etwa einem Mick Jagger, und aus Nashville kommen die Scorchers ja auch. Doch ihre Musik ist zu rund 90 Prozent purer, lauter, gemeiner Rock n‘ Roll. Square-Dance tanzt Gitarrist Warner Hodges höchstens mit seinem Instrument, wenn er sich schwindelerregend schnell wie ein Brummkreisel um die eigene Achse dreht. Und Neil Youngs „Are You Ready For The Country? “ spielen Jason und seine Scorchers so, wie es der Meister selbst in Garagenrock-Laune heute wohl auch tun würde.

Daß sie auch anders können, und das sogar ganz vorzüglich, stellten Jason & The Scorchers in der Mitte des Sets mit einem Balladen-Intermezzo nachdrücklich unter Beweis. Da gab’s zunächst in einem Rückgriff aufs allererste Album (FERVOR, 1983)“Pray For Me. Mama (I’m A Gypsy Now)“, jene traurige Geschichte vom reuigen Sünder, der einst sein Weib niederstreckte und nun, zehn Jahre später, immer noch von dieser Missetat verfolgt wird. Und natürlich hat auch Jason jede Menge Merle Haggard intus, wie anschließend eine schöne Coverversion von „Sing Me Back Home“ bewies. Nach dieser Verschnaufpause gaben Jason & The Scorchers dann nur noch Gas, und zwar bis zur Schlußnummer. „Mv Kingdom For A Car“ so unerbittlich, daß sie von einem begeisterten Auditorium gleich zweimal gegen eingeschaltetes Saallicht und George Jones vom Band wieder aus der Kabine geklatscht wurden. Jason bedankte sich mit einem Bad in der Menge und einer Interpretation von „Countryroads, Take Me Home“‚, die John Denver, so er denn zur Stelle gewesen wäre, auf der Stelle Hautausschlag beschert hätte. In den USA sind Jason Ringenberg und seine Scorchers derzeit übrigens als Support für Bob Dylan unterwegs.

Dylan kann einem leid tun. Wie jeder, der nach dieser Truppe noch auf die Bühne muß – es sei denn, er will die Anlage abbauen…