John Cougar


Rock’n’Roll ist mehr als Musik: Ein Lebensgefühl, eine Möglichkeit, mit sich selber fertig zu werden. Nicht so sehr eine Rebellion gegen die Gesellschaft oder sonstwas, sondern eine Rebellion gegen dich selbst. Entweder du wächst aus dem Rock ’n’Rollherausoder er bringt dich um.“

John Cougar Mellencamp (Cougar= „Puma“ ist sein alter Künstlername, Mellencamp der bürgerliche) ist auch mit 32 noch nicht herausgewachsen. Ende ’83 hat er sein fünftes Album UH-HUH herausgebracht- straighter Rock ’n‘ Roll von einer Spontanität, wie sie den Stones gut zu Gesicht stünde – und ist trotz Superstar-Status in den USA auf dem Teppich, sprich: in Bloomington, Indiana, geblieben. Dort, in der hintersten US-Provinz, ist er nach wie vor zu Hause.

Mit den Musik-Metropolen New York und Los Angeles und ihrer glitzernden Welt aus Koks und Heuchelei kann er überhaupt nichts anfangen. Für die Sorte Leute, die er im Song „Serious Business“ beschreibt, ist er auch viel zu geradeaus: Wer sein Maul aufmacht, gilt in der Welt der Masken nun mal als rüpelhaft und launisch.

Daß er in seinen Songs ein Blatt vor den Mund nähme, kann man John Mellencamp wahrhaft nicht vorwerfen. Er hält seinen Landsleuten ungeniert den Spiegel vor, den Reichen in Hollywood und Washington genauso frech und treffsicher wie der Familie, die um die Ecke Big Macs mampft und Cola schlürft.

“ John Cougar hat die Platte in weniger Zeit aufgenommen, als Bruce ‚ Springsteen zum Stimmen seiner Gitarre braucht“, ist Johns Lieblingssatz über UH-HUH. Im selben Studio, in dem er Mitch Ryder bei NEVER KICK A SLEEPING DOG unter die Arme griff, spielte er in 16 Tagen 25 Nummern ein; zehn davon landeten auf dem Album. Seine Band liefert puren Stoff, der den weitverbreiteten US-Glatt-Rock vergessen läßt und, was Biß und Schärfe angeht, auch Springsteen, Seger & Co. in die Schranken weist.

1982 gelang Cougar mit AMERICAN FOOL in den USA das meistverkaufte Album des Jahres. UH-HUH und die ausgekoppelte Single „Crumblin‘ Down“ sind auf dem Weg ins Oberhaus der Charts. Wenn der Kerl dem Business nicht immer wieder vor den Latz knallen würde, was er gerade denkt, hätten sie ihn vermutlich längst zur Zukunft des Rock ’n‘ Roll erklärt.

Ihm selbst scheint das allerdings herzlich egal zu sein: „Der Erfolg freut mich, aber er beeindruckt mich nicht. “ Das einzige, was ihn wirklich beeindrucken würde: „Wenn mir ein paar Songs gelingen, an die man sich auch in 20 Jahren noch erinnert.“