John Lennon’s Chauffeur erzählt: John wollte so schnell wie möglich heiraten!


LESLIE ANTHONY berichtete im vergangenen Monat ausführlich über seine Erlebnisse bei John & Yoko Lennon. Sieben Jahre lang war Lesley Lennons Privat-Chauffeur. Diesmal erzählt er über die Komplikationen der Eheschließung von John & Yoko, über Yokos Buch "Grapefruit" und über das Bett, das sich im Plattenstudio befand.


SOS FÜR EIN BETT IM PLATTENSTUDIO

Yoko war ganz anders als die anderen Beatles-Frauen und Freundinnen, die ich während meiner Zeit bei den Beatles kennenlernte. Sie wollte überall dabei sein. John war das egal, er nahm sie immer mit. Die anderen Frauen kümmerten sich nicht um die Arbeit der Beatles. Selbst wenn irgendwo eine Premiere oder Party stattfand, hielten sie sich im Hintergrund. Ich glaube nicht, dass es die Frauen kalt liess, wenn weibliche Fans die Beatles verfolgten, aber sie akzeptierten es, weil das nun einmal dazugehörte. Doch wenn sich auch nur ein Mädchen in Johns Nähe wagte, brach Yoko in Panik aus.

Ich erinnere mich an eine Episode kurz nach ihrer Eheschliessung in Paris, wo sie sich mit dem bekannten Kunstmaler Salvador Dali zum Essen verabredet hatten. Dali war ein eigenartiger Typ und das imponierte den Lennons. Nach dem Essen fuhren sie wieder in ihr Hotel zurück. Dort warteten zwei Mädchen auf John. Als sie ihn sahen, weinten sie und küssten das Auto. Yoko kurbelte das Fenster herunter, stiess die Mädchen weg und schrie: „Haut ab. Lasst meinen Mann in Ruhe. Diese Zeiten sind vorbei!“

Wie ich bereits erwähnte, wollte Yoko John keine Minute mehr aus den Augen verlieren. Das war ganz deutlich, als die Beatles an den Filmaufnahmen zu „Let It Be“ arbeiteten. Die anderen Frauen verhielten sich ruhig, doch Yoko konnte nicht ertragen, dass sie nicht im Mittelpunkt stand. Sie lief einfach vor die Kameras und als John Piano spielte, setzte sie sich daneben. Wir mussten lachen, denn plötzlich machte John mehrere Fehler hintereinander. Später wurde „Let It Be“ im Studio gefilmt. Zu der Zeit war Yoko in anderen Umständen.

Sie wollte aber nicht allein zu Hause im Bett bleiben. Nein, sie wollte mit uns ins Studio. Ich bekam den Auftrag, ein Bett bei Harrods zu holen. Als ich ankam, war das Geschäft bereits geschlossen. Nachdem ich den Leuten dort erzählt hatte für wen das Bett bestimmt sei, brachten sie es sofort. Und da lag sie dann.. . Jeden Tag war sie im Studio und wohnte vom Bett aus den Aufnahmen bei. Linda, Paul’s Frau hat sich oft darüber aufgeregt. Doch Yoko hatte erreicht, was sie wollte. Sie war wieder der absolute Mittelpunkt. Immer wieder schickte sie die Roadmanager um für sie etwas zum Essen zu holen. Sie wollte publicity und bekam sie auch. Kurz darauf erschien ihr erstes Gedichtenbündel „Grapefruit“. Einige Leute behaupteten, es sei ein sehr interessantes Buch. Ich jedoch verstand nicht eine Silbe davon.

SCHNELL HEIRATEN WAR UNMÖGLICH

Wenn John jemanden mag, dann interessiert es ihn nicht, ob er ausgenützt wird oder nicht. Und es gab viele Menschen, die ihn ausnützten. Wenn John sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte es ihm keiner ausreden. Und alles, was er wollte, musste augenblicklich in die Tat umgesetzt werden. So war es auch, als er Yoko heiratete. Ich fuhr die beiden nach Bernemouth, dort wohnte Tante Mimi. Auf einmal beschlossen sie, zu heiraten. Hinten im Rolls wurde das abgemacht und John sagte zu mir:

„Les, können wir auf Ferry heiraten?“

„Das weiss ich nicht , antwortete ich.

„Dann erkundige dich“, sagte John und schloss die Sprechklappe wieder. Ich setzte die beiden bei Tante Mimi ab und fuhr weiter nach Southampton. Dort erklärte man mir, dass es unmöglich sei, sofort zu heiraten. Man verwies mich zu einem Passage-Büro. Dort war alles kein Problem. Ich erfuhr, dass es auf einem Ozean-Riesen unheimlich einfach sei, zu heiraten. Der nächste Dampfer sollte in zwei Stunden abreisen und ich versuchte sofort, John zu erreichen. Doch die Leitung war stets besetzt. Die Zeit verging und als ich ihn endlich erwischte, war es zu spät

FLUGZEUG

Ich rief ihn erneut an und erzählte ihm, dass zu viel Zeit verstrichen war. „Sprich mit Apple“ meinte er schon etwas nervös geworden. „Vielleicht weiss dort jemand Rat“. Ich tat was er sagte und bei Apple entdeckte man, dass es in Gibraltar keinerlei Schwierigkeiten geben würde. Man unterrichtete John und versuchte, den schnellsten Weg nach Gibraltar herauszufinden. John war mürrisch, er hatte sich in den Kopf gesetzt innerhalb einer halben Stunde verheiratet zu sein und sah seine Pläne schon ins Wasser fallen. „Wir fahren nach Paris“, sagte er zu mir. Ich sagte ihm, dass wir keine grüne Versichernngskarte hatten und dass es an der Grenze Schwierigkeiten geben würde. Er hörte nicht auf mich und so fuhr ich sie wieder nach Southampton. Erst dort entdeckten wir, dass sie ihre Pässe vergessen hatten. Für John wäre das nicht weiter tragisch gewesen, denn als englischer Staatsbürger hätte er auch ohne Pass die Überfahrt nach Gibraltar genehmigt bekommen, doch für Yoko als Japanerin, mit ihren amerikanischen Papieren, war das unmöglich. Wir fuhren also wieder zurück, holten die Pässe und mieteten ein Flugzeug. John blätterte dafür 5.000,- Mark auf den Tisch, sie flogen nach Gibraltar und von dort aus nach Paris.

EIN AUTO ALS DENKMAL

Es klingt vielleicht idiotisch, aber für mich ist John trotz seiner vielen Talente ein Pechvogel. Er wollte z. B. einmal mit Yoko, deren Tochter und Sohn Julian Urlaub machen. Sie fuhren auch los und legten innerhalb weniger Tage einen beträchtlichen Abstand ab. Plötzlich rief mich John an und erzählte, die Kupplung sei kaputtgegangen und befahl mir, sofort ein neues Auto zu bringen. Er befand sich in der Nähe von Liverpool, sie wollten eine Reise durch Schottland machen. Sehr schnell kam ich dahinter, dass sie einen Unfall gehabt hatten und John ein paar Tage im Krankenhaus bleiben musste. Er liess einen Hubschrauber kommen, der Yoko nach Hause brachte. Als ich sie sah, hatte sie einen riesigen Verband um den Kopf und als später der Wagen kam, entdeckte ich Blutspuren auf den Polstern. Das erste, was John sagte, als er das Auto sah, war:

„Phantastisch. Nicht ankommen. Wir lassen ihn so, wie er ist“.

Ich sagte: „Soll der Wagen nicht repariert werden?“

„Nein“, meinte er, „ich will nicht, dass er repariert wird“.

Dann kam Yoko auf die brilliante Idee, aus dem kaputten Wrack ein Denkmal zu machen. Sie kauften ein Podest, schoben den Wagen darauf und noch heute befindet sich das Ding in ihrem Garten. Ein rostiges Stück Metal Schade, wenn man bedenkt, dass es ein neues Auto von über 10.000 Mark war.

Man darf es John nicht übel nehmen, denn er ist ein guter Junge, der es mit jedem gut meint. Yoko ist schwieriger zu ergründen, aber sie bedeutet wohl viel für John. Sie lieben sich. Trotzdem frage ich mich manchmal, was wohl geschehen wäre, wenn er sie damals nicht so plötzlich Hals über Kopf geheiratet hätte…