Kasabian im Interview: „Wir haben’s noch nicht vermasselt!“


Die überlebensgroße Rockband Kasabian hat ein neues Album aufgenommen, das sich ganz genau wie ein neues Kasabian-Album anhört. Sprich: Es schickt sich wie selbstverständlich an, für eine weitere Saison den Rock’n’Roll zu retten.

Serge Pizzorno wirkt nicht wie jemand, der sich Sorgen macht. Seine dünnen Beine stecken in einer schwarz-weißen Spandexhose, die feinen Züge seines Gesichts werden eingerahmt von einem imposanten Helm dicker, schwarzer Haare. Entspannt und tief sitzt er in der cremefarbenen Ledercouch in einer Suite des Grand-Hyatt-Hotels am Potsdamer Platz in Berlin.

Zu seiner Rechten Sänger Tom Meighan als Pizzornos Gegenstück. Während man Pizzorno sein italienisches Erbe deutlich ansieht, ist Meighan ein britischer Lad durch und durch. Die rotblonden Haare stehen ihm strubbelig vom Kopf, in seinem blassen, knautschigen Gesicht blitzen zwei blaue Augen. Einen besonders besorgten Eindruck macht Tom Meighan auch nicht. Aber anders als Pizzorno ist er so gar nicht entspannt. Entweder hat er als Kind zu wenig von den Pillen genommen, die ihm verschrieben wurden, oder später zu viele von denen, die der Arzt eher nicht empfehlen würde. Jedenfalls hat er die Aufmerksamkeitsspanne und die ansteckende Begeisterungsfähigkeit eines jungen Hundes…

Musikexpress: Jürgen Wegmann – ein deutscher Fußballer – hat einmal gesagt: „Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Wart ihr als Band auch schon mal in einer vergleichbaren Situation?

TOM: Oh ja, oft … Wir sind einmal zu einem Auftritt nach High Wickham gefahren, in Serges Auto. Ich habe es immer das „Kirmeskarussell“ genannt, so ein klappriges, steinaltes Auto war das, höchstens 50 Pfund wert. Das verlor während der Fahrt plötzlich ein Rad. Wir wären beinahe draufgegangen.

SERGE: Auf derselben Tour haben sie uns auch noch unsere Gitarren gestohlen…

TOM: Ja, stimmt, in fucking Cardiff in Wales. Und wir haben beinahe so ein Tor zu Schrott gefahren, weil das verdammte Rad dann noch einmal abgefallen ist. Ich sagte: „Serge, schau, dass du dieses Auto los wirst, es wird uns sonst noch umbringen!“ Ja, das war ziemliches Pech. Aber doch auch keine Katastrophe, richtig?

ME: Von außen betrachtet scheint eure Karriere sehr geradlinig zu verlaufen. Frei von Rückschlägen.

TOM: Ja, wir haben’s noch nicht vermasselt. Klopf auf Holz!

SERGE: Wir haben immer weitergemacht. Die Flugbahn hat sich noch nie nach unten geneigt, es ging immer nur rauf, rauf, rauf. Mit jedem Album. Eigentlich ziemlich unglaublich.

ME: Ihr seid Glückspilze.

TOM: Ja, das sind wir. Was hoch steigt, muss tief fallen, stimmt’s?

SERGE: Aber wir sind noch nicht so weit.

TOM: Ein paar Kratzer und Blessuren, klar …

SERGE: Ja, es gab schon ein paar … Nervenzusammenbrüche, aber, was die Musik angeht …

ME: Ihr seid inzwischen beide Väter. Wie hat das euren Job als Musiker verändert? Arbeitet ihr heute strukturierter?

SERGE: Ja. Freie Wochenenden.

TOM: Ja, wir versuchen es zumindest. Auf Tour geht das natürlich nicht. Aber die Arbeit im Studio gleicht inzwischen eher einem Bürojob?

SERGE: Nein, nein … ernsthaft, Kumpel! Diese Arbeit ist so richtig … Sie ist gnadenlos.

TOM: Es ist eine große Verpflichtung, wenn du verstehst, was ich meine.

SERGE: Wenn ich im Studio bin, kann ich nicht entspannen. Wenn es einmal losgegangen ist, komm ich nicht mehr runter, bis wir fertig sind.

TOM: Dieser Typ hier (deutet auf Serge), dieser verrückte Typ kann einfach nicht aufhören. Ich gehe zwischendurch auch mal nach Hause für ein paar Nächte, aber er bleibt im Studio. Gott segne ihn! Weißt du, ich versuch hin und wieder abzuschalten, runterzukommen. Aber der Mann hier ist irre, er kann einfach nicht mehr aufhören! Wie eine Maschine! Liegt im Hotelzimmer und mischt Tracks, ich sag: „Du bist verflucht noch mal unglaublich.“

Das ganze Interview könnt ihr in der neuen Juli-Ausgabe des Musikexpress nachlesen – ab jetzt am Kiosk und im App Store.