Kurzkritik

„Kidnapping Stella“ auf Netflix: Entführungsthriller ohne Überraschungen


Kann man gucken, muss man aber nicht: Mit „Kidnapping Stella“ ist am Wochenende Deutschlands erster Netflix-Film erschienen. Ein okayer Thriller – ohne spannende Überraschungen und nach internationaler Vorlage.

Seit Freitag steht der erste deutsche Netflix-Film zum Stream bereit: „Kidnapping Stella“ ist ein relativ klassischer Thriller von Regisseur Thomas Sieben, der eigentlich ins Kino kommen sollte. In den Hauptrollen, die ähnlich einem Kammerspiel gleichzeitig die drei einzigen Rollen überhaupt darstellen, sind Jella Haase, Max von der Groeben und Clemens Schick zu sehen. Und damit zwei junge deutsche Schauspieler, die durch ihre Rollen in den schrecklich erfolgreichen „Fack Ju Göhte“-Komödien schon öfter gemeinsam vor der Kamera standen sowie einer, den man gefühlt schon länger nicht mehr in größeren Produktionen gesehen hat.

Der Plot von „Kidnapping Stella“ ist anfangs so undurchsichtig wie einfach (Achtung, Spoiler): Zwei maskierte Männer entführen aus unbekannten Motiven eine junge Frau. Sie knebeln sie, werfen sie in einen Transporter und fesseln sie in einer vorher als Verließ renovierten Wohnung an ein Bett. Es kommt so, wie man nach ein paar Minuten ahnt: Stella, so ihr Name, ist die Tochter eines reichen Vaters, der für ihre Freilassung Lösegeld zahlen soll. Dass der anfangs aber nicht zahlen will, bleibt nicht das einzige Problem von Tom und Vic, wie die Entführer heißen: Natürlich kommt es zu Spannungen zwischen den beiden, natürlich sind sie nicht so gut vorbereitet, wie sie denken. Und natürlich findet Stella sich mit ihrer Opferrolle nicht ab.

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Spätestens jetzt beginnt auch das Problem von „Kidnapping Stella“: Die Holprigkeiten, Unsauberkeiten und Vorhersehbarkeiten in der Handlung und einigen Szenen überwiegen die Spannung, die stellenweise packende Dunkelheit und die wenigstens halbwegs überraschenden Wendungen. Warum zum Beispiel schmeißt Tom die SIM-Karte seines Handys noch am Entführungsort auf die Straße? Wieso zur Hölle fällt Toms Waffe Stella genau vor die Füße, nachdem der sich von einem eigentlich unbeholfenen Schlag mit einem Plastikeimer wegdrängen lässt? Sollte die Pistole nicht gesichert sein? Wie leicht lässt Tom sich verarschen? Auch das Finale ist in all seiner Durchsichtigkeit genre-typisch ausgefallen: Dass Vic der bösere unter den zwei Verbrechern ist, Tom eine Läuterung erfährt, angeschossen flüchtet und sich für eine letzte große Rettungstat zurückschleppt, ist ungefähr so erwartbar wie der nächste dumme Spruch, den Jella Haase und Max von der Groeben als Chantal und Danger in „Fack Ju Göthe“ kloppen. Nur dass sie dort auf eine fremdschämendere Art und Weise die unterhaltsameren Figuren spielen.

„Kidnapping Stella“ ist übrigens eine Adaption des britischen Neo-Noir-Thrillers „Spurlos – Die Entführung der Alice Creed“ aus dem Jahr 2009 mit Gemma Arterton, Martin Compston und Eddie Marsan. Darin kamen die Plot-Twists irgendwie noch überraschender daher.

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