Kings of Leon


Wie lange haben wir warten müssen! Lederjachen, Männerschweiß, Rockerposen! Molly's chambers gonna change your mind...

Eine kleine Randgeschichte vorab: Der Rezensent, Kings-Of-Leon-Fanatist, erwarb am Merch-Stand vor Konzertbeginn ein wunderschönes rotes Bandshirt, das er mit seiner Jacke an der Garderobe abgab. Nach dem Konzert (Details dazu: gleich) holte er die Jacke ab und stellte erst Minuten später fest: Das Shirt war fort. Herausgefallen wohl. Das Gejammer war groß und die Suche schon für gescheitert erklärt, als das Hemd da plötzlich hing: Jemand hatte es aufgehoben und fein säuberlich über ein Treppengeländer gehängt. Wer auch immer da so grundehrlich die Gelegenheit ausließ, ein kostenloses KoL-Kleid mitzunehmen, ihm/ihr sei gesagt: Vielen Dank, Freund! Du hast mich glücklich gemacht!

Nun aber zum Konzert: Die Befürchtungen, die Songs des neuen, hochglanzproduzierten Albums Because Of The Times könnten live irgendetwas von ihrer Großartigkeit einbüßen, erweisen sich schon beim Opener „Black Thumbnail“ als gegenstandslos. Die Followills kommen auf die Bühne, und ohne „’n Abend“ oder so zu sagen, hängen sie die Instrumente um. Caleb fängt an, und seine Stimme ist quäkig und sägend wie eh und je. Der Refrain bricht herein, das E-Werk tobt, und als übergangslos das Hi-Hat von „Taper Jean Girl“ ertönt, hat die Familienbande da oben schon gewonnen. Dennoch schauen sich Calebjared. Matthew und der alte Kaugummikauer Nathan das Spektakel im Zuschauerraum ungerührt an, es braucht noch fünf weitere Songs, bis Caleb in seinerviel zu engen Lederjacke zum ersten Mal etwas sagt. Das ist dann auch nicht viel („Hello, we are the Kings of Leon, this song is called Arizona“), und verdammt: Was soll er auch groß drum herumreden?

So wortkarg und rockend geht es weiter, 75 Minuten lang, ein Höllenritt durch die Hits der Band, und das sind verdammt viele. Bei „Milk“ bebt Calebs Stimme, direkt danach kommt „Four Kicks“, und jetzt bebt wieder das E-Werk -so geht es hin und her, bis sich „Trani“ langsam in die Höhe schraubt, Caleb sich die Reibeisenstimme vollständig aus dem Hals schreit und am Schluss des Songs, die Bühne ist ganz in Rot getaucht, ausrastet und den Mikrofonständer zerschlägt. Als erste Zugabe gibt’s das siebenminütige „Knocked Up“ in voller ausufernder Pracht, die Leute machen den Begleitchor. Am Schluss stehen die vier Kings am Bühnenrand und lassen sich feiern, wortlos, klar. Köln jubelt und darf sich als gerockt betrachten.

www.kingsofleon.com