Kurz & Live


The Enemy Köln, Gebäude 9

Ein einziges Mal war Tom Clarke verdammt nah dran an der Band, die er wohl sieben Mal pro Woche in sein Nachtgebet einschließt. Da stimmte er den Titelsong seines Debütalbums an-und plötzlich hakten sie sich ein: The Enemy, eine der britischen Hype-Bands 2007-und The Jam aus den späten 70ern. Weil „We’ll Live And Die In These Towns“ dann doch sehr viel von „That’s Entertainment“ hat. Der Rest des mit 43 Minuten angemessen kurzen Sets, schöner Krawall und zünftiges Gitarrenremmidemmi mit viel Platz (und Potenzial) nach oben. Das wäre doch was, wenn aus den Lauselümmeln aus Coventry demnächst junge Männer würden. Paul Wellers Segen hätten sie bestimmt.

Babyshambles München, Tonhalle

Was für eine Enttäuschung. Für Schaulustige und Klatschreporter. Da geht man zu einem Babyshambles-Konzert, und das findet dann statt. Einfach so. Mit allem Drum und Dran und Zugabe- „Fuck Forever“freilich. Und Pete Doherty sieht auch noch verhältnismäßig gesund aus. Der übelste Exzess an diesem Konzertabend: Doherty und nicht wenige Menschen im Publikum werden mehrfach straffällig, indem sie so richtig Berlin-mäßig die Sau rauslassen und das Rauchverbot in der Öffentlichkeit ingnorieren. Die Band ist hervorragend, spielt tight, auf den Punkt, mitreißend, rumpelnd, kantig. Ein Libertines-Cover ist auch dabei: „Time For Heroes“. Kurz vor Schluss dann doch noch die große Sauerei: Pete Doherty wirft seinen Mikrofonständer ins Publikum. So ein Skandalrocker.

Neigungsgruppe Sex Gewalt und Gute Laune München, Rote Sonne

Vier Tage zuvor waren die Babyshambles in der Stadt. Und das sehr aufgeräumte „Fuck Forever“ des sehr aufgeräumten Pete Doherty klang noch nach, als die FM4-Moderatoren und-DJs ihr „G’fickt für immer“ anstimmten. Doch irgendwie berührte einen die angesoffen schrammelige Heurigen-Variante ungleich mehr. Dabei stand ja zu befürchten, dass das Konzept der Neigungsgruppe-Alternative-Hit zum Wienerlied umgedeutet -vielleicht nicht ein ganzes Konzert tragen würde. Falsch. Wenn aus Tom Waits‚“Hang Down Your Head“ „Schädel hängen“ wird und TrentReznors „Hurt“ mit der Zeile „I hoab mi heid verletzt“ beginnt, spürt man, wieviel Schmäh und wieviel Liebe (viel!) zu den Originalen da im Spiel ist. Und manchmal ist einem das Österreichische sogar näher als das Englische:“Vielleicht bringt des Gift uns um, aber sicher aa den Schmerz“ singen sie in „Luada“, dem charmant wehleidigen Pendant zu „Lua“ von BrightEyes. Leiwand.