Lightspeed Champion


Aus der Asche der ultra-hippen Test Icicles erhebt sich ein ernsthafter Singer/Songwriter, der sein Debüt in Omaha, Nebraska, aufnahm.

Ja, es gibt sie noch in London, die Verwegenen, die sich weder um Marketing-Schienen kümmern noch an chronischer Trendobsession leiden. Devonte Hynes ist so einer. Seine letzte Band hieß Test Icicles. Sie kredenzte rotzigen, hippen Punk-Funk, der heute als Ursprung des Nu-Rave-Booms gesehen wird. Das beförderte Dev damals in die Top 50 der coolsten Menschen im New Musical Express. Da löste er die Band auf. Die Begründung war gut: „Wir können verstehen, dass Leute unsere Musik mochten – wir aber mochten sie nie.“ Ein paar Monate später nun nennt er sich Lightspeed Champion – dies nach dem Helden eines Comic, den er während langweiliger Schulstunden zeichnete – und singt Lieder, die in ihrer melodischen Üppigkeit in der Tradition von Triffids, Microdisney und Monochrome Set stehen. „Ich denke nicht in einzelnen Songs“, sagt Dev. „Ich denke in Alben.“ Zuerst stelle er eine Liste von Songtiteln zusammen. „Die einseinen Lieder entstehen dann wie Kapitel eines Romans.“ Sein Debüt als Lightspeed Champion, falling off The lavender bridge, besteht aus einer locker verbundenen Folge von Kurzgeschichten aus dem Zwielicht zwischen Traum und urbanem Teenager-Dasein. Die Aufnahmen entstanden in Omaha, Nebraska, unter Mithilfe von Saddle-Creek-Produzent Mike Mogis, zur Instrumentierung gehören Pedal-Steel-Gitarren, Trompeten und Celli. „Jedes Album verlangt seinen bestimmten Stil“, erklärt Dev. Er hat bereits zwei weitere Alben fertig im Kasten, auch arbeitet er an einem Comic-Buch. Insomnia kommt seiner Arbeitswut entgegen. Gerade hat er im Laptop die Anfänge des Soundtracks zu einem imaginären Blaxploitation-Film wiederentdeckt, den er vergessen hatte und nun zu Ende basteln will. Dabei ist Dev erst 21 Jahre alt. Er wuchs in Romford im Osten von London auf. „Es gehört zum coolen Ton, zu behaupten, man habe es in der Schule schwer gehabt“, sagt er. „Aber ich hatte eine gute Zeit. Ich war populär. Niemand machte sich über meine Kleider lustig.“ Die elterliche Plattensammlung habe ein paar Perlen schrägster Prägung enthalten, sozialisiert wurde er durch Slipknot, Megadeth und Weezer. Eines nur kann er partout nicht leiden: „Ironie. Sag, was es zu sagen gibt! Ironie ist faulund feige.“

Lightspeed Champion falling off the lavender bridge (Domino/Indigo)