Ostbahn Kurti: Sonderzug nach Simmering


Mit dem Zeigefinger seiner österreichischen Liedermacher-Kollegen hat der Ostbahn Kurti freilich wenig gemeinsam. Kein Wunder, Kurti stammt auch aus Simmering, dem Hartem Wiens: „Simmering ist nicht nur ein Prolo-Viertel. Simmering und das angrenzende Favoriten — das ist ein kultureller Schmelztiegel, von weltweiter Bedeutung“, weiß der stoppelbärtige Schlawiener. Und macht gleich mal klar, daß „wir dort auch den Blues erfunden haben. Den Favoriten-Blues. Die Amis haben uns beklaut und einfach das Ja‘ rausgestrichen. Gemein haben sie das dann ,Rhythm and Blues‘ getauft.“ Für seine neue Platte, bereits seine sechste LP, 1/2 SO WÜD (halb so wild) gilt allerdings: „Hundertprozentig Original Favoriten-Blues. Also: Negermusik, vermischt mit der proletarischen Härte Simmerings.“ Was Kurti an skurrilem Humor zu viel hat, hat er an Skrupel zu wenig. Kein Klassiker der Rock-Geschichte ist vor einer Schmäh-Version sicher. Diesmal mußten Bachman Turner Overdrives „Ain’t Seen Nothüig Yet“

(„Na, des siech i net“) und Eric Claptons „Rock And Roll Heart“ („57er Chevy“) Federn lassen. Für ihn steht allerdings fest, daß „unsere originellen Dialekt-Texte sowieso besser sind, als die der Originale.“ Ein echter Wiener geht nicht unter. Und einer wie der Willi Resetarits, wie der Ostbahn Kurti bürgerlich heißt, schon gar nicht. Dafür ist der 43jährige zu schlau und zu wenig eitel. Für ihn steht der Spaß immer noch an allererster Stelle: „Wir sind eine Hobby-Band, bestehend aus guten Freunden.“ Soviel sympathischer Idealismus wurde jetzt belohnt: Zusammen mit seiner Band „Die Chefpartie“ gab’s für Kurti einen Major-Deal bei MCA. Aber dreinreden gilt nicht: „Wir bleiben bei unserer Musik. Da wird sich nicht viel ändern. “ Daß die Deutschen seinen schrägen Humor verstehen und akzeptieren könnten, bezweifelt er allerdings entschieden: „Keine Chance. Aber wer weiß: Wanns is, is, wanns ned is, is ned. Wias hoid is. “ Alles klar?