Pearl Jam


Ten (1991)

Wer hat hier Seattle gesagt? Pearl Jams Debüt, Idas mitten in der Post-Nirvana-Hysterie um Amerikas Nordwesten erschien, hatte den Hype niemals nötig. Was von Kollegen des Untergrunds als kommerzieller Grunge-Ausverkauf verschrien wurde, ist vielmehr das furiose Erstlingswerk einer Band, die nicht davor zurückschreckt, mit den ganz großen Gefühlen zu spielen. Pearl Jams Version zeitgemäßen Rock’n’Rolls lebt von außergewöhnlich starken Melodien und der massiven Rhythmuskraft des traumhaft sicher aufeinander eingespielten Teams Jeff Ament/Stone Gossard an Baß und Gitarre. Und natürlich von der Stimme eines Eddie Vedder — ein Sänger, der tatsächlich singt, als kämpfe er mit jedem Ton um sein Leben, der Pearl Jams Musik eine Intensität verleiht, die im Musikgeschehen der Gegenwart fast einzigartig ist. Emotionen — das weiß man schon seit Gustav Mahler — bewegen Massen, nicht umsonst hält sich „Ten“ bis heute unbeirrt in den amerikanischen LP-Charts. Längst haben Kids jenseits der Nintendo-Welt Stücke wie „Alive“, „Jeremy“ oder „Garden“ zu ihren persönlichen Überlebenshymnen erkoren. Die unbeirrbare, fast trotzige positive Kraft, die auf „Ten auch bei aggressiven Nummern wie „Deep“ oder „Why Go“ mitklingt, ist das durchgängige Moment, das Pearl Jam eine absolute Ausnahmestellung verleiht. Überschwang ohne Pathos, Herzblut ohne Hollywood-Posen, auf „Ten“ sind Wut und Tränen echt. Jeff Ament hat sich auf den unerwarteten Erfolg seiner Band einen eigenen Reim gemacht: „Vielleicht treibt unsere Musik Leute zum offenen Fenster, doch wenn sie einen Fuß schon draußen haben, holen wir sie wieder zurück. „