Peter Bardens


Wenn er heute darüber nachdenkt,in was für eine unselige Welt er doch hineingeboren wurde, überkommt ihn ein leichtes Schaudern. 1944 wurde einem in dem Londoner Stadtteil „Westminster“ das Sterben leicht gemacht; und das Weiterleben war die Hölle auf Erden. Ein Dazwischen gab es nicht. Nun, Peter Bardens hat die Zeit überlebt, oder besser, seine Eltern haben sie für ihn überlebt.

Denn heute gehört er zu den bekanntesten der Londoner Popscene. Seine Liebe zur Musik wurde schon in jungen Jahren in rechte Bahnen gelenkt. Zwar nicht immer mit seinem Einverständnis und manchmal mit viel Geschrei. Seinen ersten musikalischen Unterricht bekam er im Alter von 10 Jahren. In diesen Jahren machte er seine Bekanntschaft, na, wie könnte es auch anders sein, mit Klavier und Geige. Da seine Eltern, was die Musiklektionen anbelangte, keinen Spass verstanden, schwänzte er seinen Stunden höchst selten, und das machte sich natürlich bemerkbar. So war es denn auch kein Wunder, dass er bald das Schulorchester als Pianist mit seinen musikalischen Kapriolen beglücken durfte. Zur Freude seiner Mitschüler, die ihn bald als einen exzentrischen Musikclown anerkannten. Nach dem Schulabschluss interessierte er sich für eine Kunstakademie, mit dem Gedanken, sich hier noch intensiver der Musik, die ihn mittlerweile mit Haut und Haaren gepackt hatte, zu widmen. Nun, seine Einstellung liess sich nicht mit der Kunstakademie vereinbaren und so flog er nach drei Wochen. Doch sein Ruf, als einer, der etwas auf dem Kasten hat, hatte sich schon unter etablierten Kollegen herumgesprochen. Mit 17 wechselte er ins Profilager und als er den ersten Abend im „Marquee“ spielte mit einem Modern-Jazz-Trio, das der heutige Leader von den „Kinks“, Ray Davies, gemanagt hatte, machte er sich noch nicht viel Gedanken über die Richtung dieser Musik und seine eigenen Vorstellungen von einem musikalischen Ausdruck. Mit der Zeit wurde aber diese Zweigleisigkeit in der Musik immer deutlicher, so dass Peter die „Hamilton Kings Blues Messengers“ verliess. Er kam zu den „Cheynes“, einer Rhythm & Blues Band, die auf der gleichen musikalischen Wellenlänge arbeiteten, wie er es sich mittlerweile vorgestellt hatte. In den zwei Jahren, die er in der Gruppe blieb, produzierte er zusammen mit Mick Fleetwood und Van Morrison 2 LP’s. Als er 20 war, gründetete er seine eigene Gruppe. „Peter Bardens Looner“ war ausschliesslich eine Instrumental-Gruppe. Mick Fleetwood hatte mit ihm zusammen die „Cheynes“ verlassen und sass nun bei Peter Bardens hinter der Schiessbude.

Peter Green, Guitar, gehörte ebenso dazu wie Dave Ambrose, der eine ganze Zeit bei Brian Auger den Bass gezupft hatte und natürlich Peter Bardens Orgel. Als dann nachher Rod Stewart und Beryl Mardsen hinzukamen, wechselte man den Namen in „Shotgun Express“. Nun, nach vielen Erfolgen löste sich „Shotgun Express“ auf. Es entstanden nicht weniger als drei Gruppen aus dieser Musikzelle. Peter Bardens engagierte sich als Session-Musiker bei vielen Gruppen. Bis er eines Tages feste Bindungen zur Schallplattenfirma „Transatlantic“ aufnahm. Transatlantic war von Peter Bardens Fähigkeiten, gute Musik zu machen, überzeugt und stellte ihm ein Studio zur Verfügung. Mit acht Freunden zusammen produzierte er eine LP, Titel „TheAnswer“, siehe auch Plattenbesprechung ME Nr. 181. Diese LP erschien vor 3 Monaten und geriet ins Kreuzfeuer der Kritik. Denn Peters musikalische Ideen sind dermassen ausgefallen, dass sich von heute auf morgen alles ändern kann. Er möchte nicht in festgelegten Bahnen arbeiten, sondern frei und selbst entscheiden und bisher hat das auch nur zu positiven Ergebnissen geführt.