„Predator: Upgrade“-Kritik: „You’re One Useless Motherfucker“


Das Interessanteste an der späten Fortsetzung des Schwarzenegger-Klassikers: Der moderne Alien-Killer darf Gefühle und Ängste haben.

Schade, dass Regisseur und Drehbuchautor Shane Black („The Nice Guys“, „Iron Man 3“) sich selbst keine größere Rolle in seine Fortsetzung „Predator – Upgrade“ (im Original: „The Predator“) geschrieben hat. Er hat somit die Chance ausgelassen, einen filmhistorischen Kreis zu schließen. Denn immerhin war Shane Black bereits im allerersten „Predator“ 1987 als Autor tätig und hatte als Nebendarsteller die Ehre, das erste Opfer des ikonischen Aliens zu werden.

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Ein Finale mit Handbremse

Zu gut hätte es zu Shane Black gepasst, wenn er sich als Rächer für sich selbst nun in die 2018er Fortsetzung schreibt. Die Freiheiten dazu hätte er sicherlich gehabt, immerhin wartet seit Jahren niemand mehr ernsthaft auf einen würdigen Nachfolger für das Original mit Arnold Schwarzenegger, alle bisherigen Versuche anderer Regisseure waren peinlich oder im besten Fall einfach nur egal.

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Black nutzt das erfrischende Experiment, das er selbst auf dem Regiestuhl nun einmal ist, zeitweise für einen amüsanten Umgang mit der Mythologie um das außerirdische Vieh, das da immer mal wieder auf die Erde kommt und scheinbar aus purem sportlichen Anreiz Menschen tötet. Leider tappt er trotz einiger erfrischenden Ideen und bizarr unterhaltsamem Umgang mit Gewalt und Blutfontänen in die Falle des schlimmsten Filmtrends der Jahrzehnts: Er bereitet schon während des letzten Akts die Fortsetzung vor und hinterlässt dadurch auch in den Actionszenen das Gefühl, hier hat jemand mit angezogener Handbremse geschrieben und gefilmt.

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Die Story ist kein Hexenwerk, für einen „Predator“-Film trotzdem viel zu kompliziert: Das Raumschiff mit dem Superjäger aus dem All stürzt in Mexiko ab, der Ranger Quinn McKenna (Boyd Holbrook aus „Narcos“) soll dort gerade eigentlich Kartell-Bosse abknallen, trifft aber auf den Predator. Er überlebt die Begegnung und klaut dem Alien sogar große Teile seiner Ausrüstung. Aus unerfindlichen Gründen schickt er Helm, Waffe und Unsichtbarkeitsdingsbums des Predators per Post an seine eigene Adresse in den Staaten, wo sein autistischer Sohn das Paket öffnet. Das Kind, dessen Autismus hier als Superkraft und nächster Evolutionsschritt ausgelegt wird, spielt mit dem außerirdischen Gerät herum und lockt damit nicht nur den abgestürzten Predator an…

Vater und Sohn: Wen davon will der Predator von der Erde entführen?

Die gerade beschriebenen Ereignisse finden in der ersten halben Stunde des Films statt und sind ein unnötig kompliziertes Vorspiel für das, wofür es im Film eigentlich gehen soll: Das abgestürzte Alien wird von einem noch viel größeren Alien seiner eigenen Rasse zerfetzt, danach sterben die Menschen. Quinn schließt sich mit einigen anderen harten Typen und dem Militär mitsamt Arschlochwissenschaftlern zusammen und versucht, seinen Sohn und vielleicht ja auch die halbe Welt zu retten. Es wird geballert, gestorben, dazwischen ist immer Platz für coole Sprüche.

Die eventuellen Retter der Welt sind zugleich Antihelden.

Die „Coolness“ die die Söldner im 2018er Spektakel ausmacht, unterschiedet sich erheblich von den Standards von 1987, was vielleicht einer der interessantesten Aspekte der Neuauflage ist. Unvergessen ist die Szene aus dem Original, in der Regisseur John McTiernan den Handschlag von Arnold Schwarzenegger und Carl Weathers so filmt, dass der Zuschauer nur die dicken Muskeln der Machos sieht. Testosteron und die Bewunderung gestählter Männerkörper bekamen Ende der 80er viel Raum, 2018 sind die Typen sexy, weil sie eben nicht nur fit sind, sondern auch über Humor (und der ist wirklich großartig) verfügen und offen über Traumata und Unsicherheiten sprechen können.

Das Original lebte von seiner Simplizätit

Mit den Figuren hat sich Shane Black spürbar viel Mühe gegeben, die meisten von ihnen will man aufrichtig siegen oder verlieren, überleben oder sterben sehen. „Predator“ hätte mehr als ein kurzweiliger Spaß mit kuriosem Gore werden können, wenn sich Black bei der Story genauso viel Mühe gegeben hätte.

Wie hier eine Szene an die nächste anknüpft, ist entweder kompliziert oder schlichtweg an den Haaren herbeigezogen. Und widerspricht damit dem ursprünglichen Prinzip der Reihe: Als Arnie 1987 mit seinen Muskelmännern und eben Black gegen den Sportjäger kämpfen musste, gab es nur den Dschungel, Muskeln, Waffen und den Tod, der in diesem Szenario unausweichlich ist. Und den Geniestreich, dass die Figuren „glauben“, sie seien in einem klassischen Actionfilm – bis sie dann merken, dass sie sich doch in einem Science-Fiction-Splatter verlaufen haben. Das Konzept hat Quentin Tarantino später zur Essenz von „From Dusk Till Dawn“ gemacht. Kein Zufall, dass beide Filme bis heute Kult sind.

„Predator – Upgrade“ wird niemals Kult werden. Auch weil die Figuren von Anfang an wissen, dass sie in einem kurzweilig-schwarzhumorigen Science-Fiction-Streifen agieren. Mit der Chance auf eine unnötige Fortsetzung obendrein. 1987 bezeichnete Schwarzenegger den Predator in einer ikonischen Szene als „ugly Motherfucker“, heute würde er ihn „useless“ nennen.

„Predator – Upgrade“ läuft ab dem 13. September in den deutschen Kinos.

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20th Century Fox
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