Prince – Joe Louis Arena, Detroit


Mehr als zehn Minuten erzittert die Sporthalle unter den markerschütternden Schreien den 9000 Fans. „We want Prince! We want Prince!…“ das einpeitschende Stakkato kommt aus weißen wie schwarzen Kehlen.

Doch seine Majestät gibt sich nicht die Ehre. Noch nicht – der Vorhang klemmt. Eine peinliche Panne bei der mit Spannung erwarteten Premiere der Welt-Tournee.

Endlich erhebt sich der Purple-Vorhang gen Himmel. Unbeweglich wie Wachsfiguren stehen dort The Revolution. Wo aber ist Prince?

Ein gleißender Scheinwerferspot knallt auf den rechten Lautsprecherturm und hüllt den weißgekleideten Mann in einen taghellen Lichtzylinder. „Hallo, Detroit! My name ist Prince. We came to play with you!“ Die wenigen Worte und der nachfolgende brachiale Griff in die Saiten lösen die unerträgliche Spannung, der Saal tobt. Ohne Mätzchen proklamiert Prince das Motto des Abends: „Let’sgo crazy!“ Mit ungeahntem Elan und spielerischer Leichtigkeit führt der Knirps – Prince mißt knapp einssechzig – durch ein Programm seiner Wahl. Die Liste der PURPLE RAIN-Songperlen wird erweitert durch „1999“, „Little Red Corvette“ und zwei Filmtitel, die nicht auf dem jüngsten Album enthalten sind.

Egal, was er auch gespielt hätte: Man hätte ihn sowieso gefeiert. Der Typ ist einfach geil! Eine Droge, die süchtig macht. Auf der Bühne tanzt er wie ein wilder Rock n‘ Roller -Keine Fred Astaire-Pirouetten à la Michael Jackson. This man is real.‘ Prince wirft sich auf den Boden, schreit und fickt sich in Ekstase. Die Gitarre bearbeitet er wie sein Idol Jimi Hendrix – ein flauer Kopierer bleibt er dabei keineswegs. Prince das ist ein Satan wie Little Richard, ein Vulkan wie James Brown und ein Gitarren-Gott wie Hendrix.

Ständig zerrt er sein Publikum von einer Überraschung in die nächste. Eben sülzt er noch wie Schnulzenharry, schon wandelt er sich zum reißenden Wolf, der die Zähne fletscht und seine Gitarre gen Himmel heulen läßt.

Nicht genug: Langsam drosselt The Revolution den Sound – und der Meister rezitiert weiter aus seinen Sex-Elaboraten: „Do you wanna take a bath with me?“, wiegelt er die Masse auf. Lasziven Schrittes tänzelt er die Treppe zu einem Laufsteg empor und tritt in einen dezenten Lichtkegel natürlich mit nacktem Oberkörper. Wie so oft unbedeckt in der 90minütigen Show. Und da steht sie: eine schneeweiße Badewanne! Mitten auf der Bühne. Nur im Traum passiert so etwas. Und dann steigt dieser vertdammte Hurenbock auch noch rein in die Fluten. Mein Gott, Prince! What are you doing with our phantasy?