Stream-Umschau

Alle machen gerade „Quarantäne“-Live-Streams: Was gibt es da eigentlich zu sehen?


Lizzo weint. Chris Martin geht nicht gerne ins Bett. Und Miley Cyrus' Oma hat Panikattacken. Künstler*innen sind wie wir. Zuhause. Von dort streamen sie live. Julia Friese guckt zu.

BRIGHT MINDED mit Miley Cyrus und Gästen

Materielle Dinge sind in diesen Zeiten unwichtig, sagt Miley Cyrus. Sie trägt einen Moschino-Pullover und sitzt in ihrem „Glam Room“, also ihrem Schminkzimmer in Los Angeles. Projekte seien jetzt wichtig, sagt sie, also das man etwas mache. Zuhause! Dass man Menschen virtuell zusammenbringe! Cyrus bringt Menschen zusammen. Sie wartet auf Rita Ora, die soll sich gleich in ihre Instagram-Live-Show „Bright Minded“ einklinken, aber noch ist Rita Ora nicht online, also macht „Materielle Dinge sind in diesen Zeiten unwichtig“-Cyrus Werbung für Seiden-Haargummis. Die zerbrechen immerhin das Haar nicht, selbst wenn man sich den Zopf ganz, ganz eng an den Kopf macht. Wie Miley Cyrus. Es ist das zweite Mal, dass sie in diesem Stream Haargummis bewirbt. Die Wiederholung gehört zum Live-Stream dazu. Denn ein Live-Stream ist eine Art Bus: Kaum ein Gast fährt den ganzen Weg mit.

Rita Ora steigt dann ein. Cyrus sagt, sie habe gerade einen neuen Song draußen, der ziemlich gut passe: „How To Be Lonely“. Ora erklärt, dass sie gerade eigentlich keine Promo dafür machen wolle. Sie gebe auch keine Radiointerviews. Das fühle sich momentan zu komisch an. Wichtiger sei es doch, die Menschen zu informieren. Also darüber wo man zuverlässige Informationen zum Umgang mit dem Virus herbekomme. Cyrus sagt, ihre Oma habe die Tage Atemprobleme gehabt. Covid-19 sei das aber nicht gewesen, sondern eine Panikattacke, weil sie zu viel Fernsehen gesehen hatte. Stress sei gar nicht gut für das Immunsystem, deswegen mache sie auch diese Live-Shows um positive Vibes zu verbreiten.

Dann aber erzählt „Materielle Dinge sind in diesen Zeiten unwichtig“-Cyrus, dass sie nur noch mit Handschuhen rausgehe und eine Atemmaske trage, die sie mit Chanel-Logos versehen habe. Rita Ora hört das und gibt Cyrus zu bedenken, dass viele gerade gar keinen Zugang zu Atemmasken hätten. Dass man sich aber mit einem Schal aushelfen könne. Miley Cyrus gefällt der Gedanke. Schal vorm Mund! Kreativ werden ist so wichtig, findet sie. Später wird sie den Kreativdirektor von Moschino in den Stream schalten, der dann einen Donald-Duck-Aufdruck aus einem alten T-Shirt ausschneiden wird, um ihn sich auf eine alte Adidas-Jogginghose zu nähen. „Re-Purposing“ werden sie diesen Vorgang nennen und sich einig sein, dass er in diesen Zeiten besonders wichtig sei.

BRIGHT MINDED mit Miley Cyrus, Mo – Fr 19.30h bis 20.30h

https://www.instagram.com/p/B-DyLeIJ6RW/

EVERY BAD… mit Porridge Radios Dana Margolin

 

Porridge Radios Dana Margolin sitzt in einem Guided-By-Voices-T-Shirt in ihrem rosa gestrichenen Schlafzimmer und hält einen Geldbaum in der Hand. Den Geldbaum wird sie jetzt malen, und wir – die Zuschauer*innen – können ihr dabei zuschauen. Leider sieht man das Bild, das Dana Margolin malt aber nicht, denn ein Wasserglas steht davor. Ein Zuschauer beschwert sich. Dana Margolin nimmt das Wasserglas weg. Ein anderer Zuschauer sagt, dass er das Wasserglas aber doch sehr mochte. Und Dana Margolin stellt das Wasserglas wieder hin.

Das Cover für ihre gerade erschienenes Debüt-Album EVERY BAD hat Margolin auch gemalt. Es ist Blau mit roten Schlangen. Schlangen, findet Margolin, sind ein Segen. Also posten nun sehr viel Zuschauer*innen das Schlangen-Emoji und Dana Margolin freut sich. Eigentlich wären sie dieser Tage in den USA auf Tour gewesen. Die findet nun aber nicht statt. Oder später. Niemand weiß ja etwas. Was war denn ihr liebstes Album in der Kindheit, fragen die Zuschauer. Und die malende Margolin sagt, der „Grease“-Soundtrack. Warum? Das wolle sie jetzt wirklich nicht nochmal erzählen, das habe sie doch schon mal in einem dänischen Podcast erzählt. Da könne man das ja nachhören. Gegen Langweile empfiehlt sie außerdem den Instagram-Account Quarantunes123 für Live-Streams von befreundeten Künstler*innen und Bands, sowie den Isolation Art Club, da könne man jede Woche zu einem neuen Thema ein Bild einsenden. Dann nimmt Dana Margolin ihre Gitarre und singt „Born Confused“.

EVERY BAD mit Porridge Radio, Di, Do, So 19 Uhr

https://www.instagram.com/p/B-CptvbndnD/

TOGETHER AT HOME

Chris Martin sitzt in seinem Heimstudio in Malibu. Er trägt eine schwarze Mütze und wirkt nervös. Er spielt „Hymn For The Weekend“ an, bricht ab, sagt, ein paar Menschen, die er kennt, seien krank. Aber seine Kinder würden okay wirken. Und man solle nicht zu viel Toilettenpapier kaufen. Er lächelt. Nervös. Dann spielt er wieder einen neuen Song an. Er sagt, „Viva La Vida“ seie ihm eingefallen kurz bevor es ins Bett gehen wolle. Aber er gehe nicht gerne ins Bett, weil er das Leben eigentlich zu interessant fände. Er lächelt wieder nervös und spielt das Lied an.

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So in etwa geht der ganze Stream rund 30 Minuten lang. Am Ende nominiert Martin John Legend als nächsten Künstler, der den #TogetherAtHome-Stream von Global Citizien und WHO bespielen soll. In weiteren Folgen gibt es bisher auch Rufus Wainwright, Lindsey Stirling und One Republic zu sehen.

TOGETHER AT HOME, jeden Tag via Global Citizen

https://twitter.com/GlblCtzn

 

MEDITATION MIT LIZZO

Lizzo sitzt in einem grünen, zerrissenen Wollpullover in ihrem Garten und brennt ein Räucherbündel ab. Dazu spielt sie Querflöte. Sie sagt, sie kenne eine Krankenschwester in Ohio. Sie habe ihr schon Blumen gesendet. Aber sie würde gerne mehr machen, um sie zu unterstützen. Sie weiß aber nicht was und wie. Wenigstens will sie das Mindeste machen, ihr Freude und Frieden schicken. Sie betätigt etwas, das außerhalb des Bildes steht und einen hohen Ton erzeugt. Wir werden diese Zeit nutzen um Mitgefühl zu senden, verkündet Lizzo und atmet tief ein und aus. Dann fängt sie an zu weinen.

Sie habe daran denken müssen, wie viele Restaurants und kleine Geschäfte die Coronakrise nicht überleben werden. Lizzo versucht sich zusammen zu reißen. Atmet. Redet von Mitgefühl. Dann hustet sie. In ihre Faust! Der Zuschauer, der sich eigentlich mit ihr entspannen wollte, ist jetzt hochgradig alarmiert. Verdammt, Lizzo. Man hustet doch jetzt in die Armbeuge. IN DIE ARMBEUGE.

Lizzo sagt, sie habe eine Rachenentzündung und habe die vergangenen drei Tage Antibiotika genommen. Jetzt aber ginge es ihr besser. Sie hebt ihre Finger in die Kamera, weil sie will, dass wir nun an alle Menschen denken, die auf Instagram sind. Sie möchte, dass wir uns verbinden. In einem weißen Licht voll Mitgefühl und Zuversicht. Viele Menschen machen mit ihren Handys gerade kreative Dinge, sagt Lizzo. Das soll Euch aber nicht unter Druck setzen. Ihr seid genug, sagt sie –und flötet dann wieder bis der Stream endet.

MEDITATION MIT LIZZO:

https://www.instagram.com/p/B-AXXCqBsAI/

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