Quatermass


Hochbrisant ist die Ladung, die vor einem Monat schlicht verpackt unter der Obhut des Harvest-Labels – bürgt für Qualität auf dem deutschen Markt erschien. Recht unkompliziert sind die Orgelklänge, die auf Seite“ 1 als Entropy deklariert, aus den Boxen fliessen. Jedoch wird der Übergang durch ein Simultanspiel von Orgel und Piano in dem Stück „Black sheep of the family“, das übrigens nicht ihr eigenes ist, so gekonnt gebracht, dass die Synnapsen anfangen zu vibrieren. ,,Post war saturday echo“ ist eines mit von den gekonntesten Stücken. John Gustafson singt hier mit sich selbst im Duett und wird durch ein elektronisches Fading so hochgezogen, dass man die Hast und Eile, das unnütze Rennen noch mehr und immer wieder mehr körperlich miterlebt. Pete Robinson’s Pianospiel ist so lyrisch, dass man meinen könnte, Mozart’s kleine Nachtmusik zu hören. Die Ladung geht mit aller Gewalt auf der 2. Seite hoch. Obwohl es auf Seite 2 vier Stücke sind, muss man sie als Ganzes betrachten. Es gibt keine Schnitte. Obergänge werden durch einen fast schmerzhaften, elektronischen Ton fabriziert. Das Ganze erreicht seinen Höhepunkt, wenn Violinen, Violas und Kontrabasseinsetzen und so einen visionären Klang erzeugen, der mich an eine Zeitmaschine erinnert, die voll und ganz existent ist. Löblich finde ich, dass man sämtliche Texte zum besseren Musikverständnis abgedruckt hat. Text und Musik sind bei Quatermass eine Einheit und gehören unbedingt zusammen. Es sind einfache und klare Denkschemen, die besprochen werden. „Je mehr du hast, desto mehr willst du. Das ist eine Spirale ohne Ende.“ Alles klare Tatsachen. Jedoch durch die Musik werden sie körperlich spürbar.

Was ist das für eine Gruppe? Getroffen haben sie sich im September 69, als sie zusammen in einer sechsköpfigen Experimentalband arbeiteten. Drei von diesen sechs entdeckten ihren gemeinsamen, musikalischen Pulsschlag, und sie spürten, dass sie auf den gleichen Nenner hinstrebten. John Gustafson, Bassguitar & Vocal hatte sich schon als Gründer der Liverpooler BIG 3 einen Namen gemacht, danach spielte er in den verschiedensten englischen Gruppen und man höre und staune, auch in deutschen Beatkellern (Hamburg). Am bekanntesten dürfte sein Gastspiel bei den Merseybeats gewesen sein, jedoch als diese auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angelangt waren, verliess er sie, arbeitete eine Weile alleine, um dann wieder eine eigene Dreiergruppe zu gründen. The „Johnny gus set“ wie die Gruppe sich nannte, erreichte aber nicht die Anerkennung, die man sich von ihr erhofft hatte. So kehrte denn John ein klein bisschen enttäuscht wieder zu seiner Studioarbeit zurück. Er ist so etwas wie ein musikalisches Naturtalent: er komponiert, textet und ebenso fällt es ihm nicht schwer. Bassgitarre zu spielen. Während seiner bisherigen Laufbahn wurde schon sehr viel über ihn gesagt und geschrieben. Das Wichtigste von all dem dürfte jedoch sein, dass er ein echter und begabter Musiker ist. Pete Robinson, Electro Piano & Organ hat sich mit seinen 23 Jahren schon einen Namen im Popbusiness gemacht, sowohl als brillianter Musiker, Komponist und … als Manager. Der Exstudent der Royal Academy of Music beschäftigt sich mit allen Erscheinungsformen der Musik, einschliesslich der klassischen Musikgeschichte. Als aktiver Musiker dürften seine Studioarbeiten bekannter sein, als die Liveauftritte, obwohl er nach Abschluss seines Studiums an der Königlichen Musikakademie einige Monate Hammondorgel bei der „Farlowe Band“ spielte. Robinson’s Simultanspiel auf Elektropiano und Orgel bei Liveauftritten bringt eine seltsame Erregung in den Sound der Gruppe. P.R. wird schnei) einen guten Ruf haben und das nicht nur bei Kollegen. Mick Underwood, Drums ist wie Gustafson schon recht lange in der Musikszene und wie Robinson wird Mick von Kollegen sehr geschätzt. Auch die Presse ist sich über sein Talent nicht im unklaren. Erst kürzlich lasen wir folgendes über seine Arbeit: Fraglos ist er einer der besten Drummer der Scene,und bei ihm spürt man sein musikalisches Einfühlungsvermögen. Seine Methodik erschlafft nicht darin, kaum mehr mit dem Schlagzeug zu tun, als das übliche Getöse zu steigern.

Während seiner Profilaufbahn vervollkommnete er sich bei verschiedenen Gruppen, darunter THE HERD und später EPISODE SIX. Nach Auflösung von Episode Six stiess er zu der sechsköpfigen Expenmentalband. aus der schliesslich QUATERMASS hervorging.

Nach Zusammenschluss im vergangenen September komponierte und probte Quatermass mehrere Monate und das Produkt erschien Ende August unter dem schlichten Titel“.Quatermass“ auf dem deutschen Markt. Alle Stucke wurden von der Gruppe erarbeitet und, abgesehen von drei Titeln, auch komponiert. Die Arrangements sprechen für die Gruppe im allgemeinen und für Pete im besonderen. Mehr ist wirklich nicht zu sagen. Die Musik und die Musiker, sowohl auf der Schallplatte, als auch auf der Bühne, lösen sämtliche Fragen in ein Nichts auf