10cc – Ten Out Of 10
Wäre einstmals nicht Atlantis, sondern Jamaika im Meer versunken – den Reggae gäbe es trotzdem. Denn spätestens Eric Stewart und Graham Gouldman alias lOcc hätten ihn erfunden, sobald sie um eine Idee verlegen gewesen wären. Das Duo, das jüngst noch, natürlich ironisch, „I don’t like Reggae“ gesungen hätte, klänge auf TEN OUT OF 10 um einiges blasser, wenn da nicht an etlichen Stellen der Wechsel auf den off-beat erfolgen würde. Das bedeutet nicht, daß TEN OUT OF 10 eine Reggae-Platte wäre, bewahre! Nein, das, was die beiden Cleverly Brothers flinkhändig aus dem Reggae machen, ist nichts als eines unter vielen Versatzstücken, mit denen Stewart/Gouldman hantieren. Dazu gehören auch die üblichen Text-Bissigkeiten, das Wortspielen mit dem Absurden („Notell Hotel“), das zielsichere Nebeneinander scheinbar konträrer Instrumente (im Sinne von ‚Akkordeon meets Heavy Metal-Guitar‘) sowie recht verschwenderischer Umgang mit Melodie-Ideen. Was lOcc in einen Song packen, würde z.B. bei den Cars für drei Stücke reichen. Daß TEN OUT OF 10 trotzdem bloß ein mittelmäßiges lOcc-Album wurde (die Band zog die LP bereits vor Wochen zur erneuten Überarbeitung zurück), liegt einmal daran, daß die zündenden Songideen fehlen; zum anderen erreichen Texte wie der in „Listen With Your Eyes“ keinesfalls 1Occ-Niveau, und das Schlußstück „Survivor“ ist ein Reinfall. In „Lying Here With You“ zitieren lOcc „Golden Slumbers“ von den Beatles und zeigen, daß sie schon immer deren Pendant waren, nur bösartiger. Die übrigen Songs sind ausgefeilt und allzeit gut hörbar, sofern nichts besseres anliegt. Zwar noch ausgebuffter als Godley/Creme, die beiden Ex-1Occ’s, lassen Stewart/Gouldman allerdings deren Experimentierfreude vermissen. Im übrigen tönt das digital abgemischte Album recht transparent….
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