22 Pistepirkko – Drops & Kicks
Schuldig im Sinne der eingangs genannten Klischees: 22 Pistepirkko. Die Brüder P-K und Asko sowie ihr Schlagzeuger und steppentrockener Sprechsänger Espe hämmerten schon Mitte der 80er einen räudigen Bluesrock auf Mülleimern, wunden Griffbrettern und nikotingelben Hammondtasten ein, daß es eine feine bis eigenartige Art hatte. Doch die Waits-Fans blieben bei Waits, und für die Indie-Disco kam ihr späteres bezauberndes Pop-Zugeständnis „Birdy“ auch nicht in Frage, weil in der Liedmitte für fast eine Minute eben nur die Vöglein sangen – und sonst niemand. Liebenswürdig sei ihre Kauzigkeit, milde ansteckend ihre Lakonie – und so blieb auch ihr fast schon großspuriger Popentwurf ELEVEN [1998] eher ein Hoffest für „Spiegel „-Kritiker und Polarkreis-Melancholiker. DROPS & KICKS ist erst das zweite Studioalbum nach diesem Meisterwerk, und es scheint, als hätten 22 Pistepirkko endgültig Sound, Stammpublikum und Aufgabe gefunden. Ein Arrangement mit den Umständen. Die Elektrogitarre jault und krächzt nicht zu laut, Espes Bude rumpelt und rasselt, Asko lockt aus seinem Roland’schen Knöpfenkasten Spacesounds hervor, und P-K quengelt wieder sein dünnes, längst Markenzeichen gewordenes Finn-Englisch: „Round and round and round we go, / was not so good at school“ Routiniert in ihrer Eigenart gelingen 22 Pistepirkko so ein Dutzend 22-Pistepirkko-Standards zwischen Rock, Blues und Folk, wie sie Stil-Anachronisten immer noch ein Spucken in ihren Napf sein dürften. Doch ein richtiger Liebling für den Tag bleibt nur das in die Melancholie des sanften Selbstmitleids verliebte Stückchen „I Knew“. Darin findet P-K trotz Damenwahl und eindeutigen Blicken nicht zu ihr, weil es eben irgendwie nicht sein soll. Natürlich nicht.
VÖ:30.5.
www.22-pistepirkko.net
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