8 Bold Souls – Last Option
Über Chicagos vielfältige Musiklandschaft ist in den letzten Jahren ja ausführlichst berichtet worden, und gerade eben erschien auf dem Clearspot-Label mit der Do-CD-Compilation CHICAGO 2018… IT’S GONNA CHANGE auch die empfehlenswerte Dokumentation einer Szene, deren Netz sich vor allem um das Label Thrill Jockey gespannt hat. Nicht daraufzufinden sind die 8 Bold Souls, ein achtköpfiges Ensemble klassisch geschulter, schwarzer Jazzmusiker, die seit 1985 unter der Führung ihres Komponisten Edward Wilkerson mit ihrem bläserdominanten Avantgarde-Jazz durch die Welt ziehen und nach einigen Alben auf dem kleinen Arabesque-Label jetzt den Brückenschlag zur neuen Generation mit Bands wieTortoise, Isotope 217 oder dem Chicago Underground Duo gewagt haben. Casey Rice, Produzent und Aufnahmeleiter vieler Postrock-Alben, hat jedenfalls auch hier die Studioleitung übernommen. Damit erhält die Cliquenwirtschaft, in der sich viele Thrill Jockey-Musiker bewegen und die dem Label auch gelegentlich zum Vorwurf gemacht wird,frischen Wind von außen, und könnte dem Label neue Hörerschichten eröffnen. Andererseits werden sich nicht wenige Thrill Jockey-Fans erst an dieses neue Steckenpferd gewöhnen müssen, denn die Einflüsse von Wilkerson liegen nicht ohne Grund bei Ellington, Stravinsky, Coleman Hawkins oder Ravel, was zusammen mit der experimentellen Verspieltheit des Ensembles einen ziemlich toleranten Musikgeschmack voraussetzt. Erst einmal in den unkonventionellen Sound des Oktetts eingehört, findet man aber zunehmend Gefallen an dessen basslastigen Eigenarten. Statt mit nur einem Bass besetzen sie etwa die tiefen Töne vierfach mit Bass, Cello, Tuba und Posaune, wodurch ein massives Fundament entsteht. Hierauf experimentieren verschiedene Blasinstrumente nach Lust und Laune, manchmal arg freigeistig und anstrengend, aber das ist bekanntlich Ansichtssache. Dafür fasziniert der wunderbar räumliche Klang dieser Platte, die auch bei aufgeklärten Pophörern ihre Freunde finden sollte.
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