8 Mile :: Start: 02.01.
USA 2002 „8 Mile“ High: Die Marshall-Mathers-Show jetzt auch in Cinemascope.
Sprache ist das Verbindungsglied zwischen den letzten drei Filmen von Curtis Hanson. Sie lässt ihn Tempo und Rhythmus finden und prägt den Look und die Atmosphäre seiner Arbeiten. In LA. Confidential gaben die knappen, geschliffenen Hardboiled-Kadenzen eines James Ellroy den Ton an, in Die Wonderboys bestimmte die gehobene Sprache der Literaturzirkel das Geschehen. Jetzt also Streetraps, vom derzeit vermutlich besten Rapper: Ungeschliffen, roh, atemlos. Das sorgt auch für die Qualität von 8 Mile, mit dem Eminem sein Debüt als Schauspieler gibt. Props an den Mann aus Detroit, dass er sich nicht in einem Cashin-Projekt verheizen ließ, sondern auch auf Zelluloid auf Qualität setzt. Denkbar simpel ist sie gestrickt, die Rocky-Geschichte des aufstrebenden Jimmy „Rabbit“ Smith, der sich in hitzigen Rap-Battles behaupten will, aber stets den Kürzeren zieht, weil er selbst nicht damit zurechtkommt, in einem Scheißjob zu malochen, von der Freundin sitzen gelassen worden zu sein und zu allem Überfluss noch bei seiner trashigen Mutter in der Wohnwagensiedlung hausen muss. Vor allem aber leidet Rabbit darunter, weiß zu sein. Und das macht ihn angreifbar in einer Szene, die zu 99,9 Prozent aus Schwarzen besteht. Vom Finden der eigenen Sprache also erzählt Hansons Blue-Collar-Orama, das in einem 20-minütigen Rap-Battle kulminiert, die schlicht und ergreifend sensationell ist. In deren Verlauf lassen uns Eminem und Hanson alles wissen, was man über den philosophischen Ansatz des Superstars wissen muss. Slim Shady bleibt dankenswerter Zuhause: In diesem Kampfschrei über Klassen- und eben nicht Rassenkampf bleibt Gewalt ein Randthema. Worum es wirklich geht, lässt ein kurzer Ausschnitt aus Douglas Sirks Melo „Solange es Menschen gibt“ erahnen, das Jimmys Mom in der Glotze sieht. Da ging es um ein schwarzes Mädchen, das die eigene Herkunft verleugnete, um als Weiße durchzugehen. Das gleiche Dilemma, nur umgedreht, plagt Rabbit: Er zieht die Imitation des Lebens der Realität vor. Erst als er sich ihr stellt, kann er sich finden.
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