A Camp – A Camp :: Pop Without Blondes
„Love me, love me, say that you love me“, der flotte Singalong-Refrain aus „Love Pool“, ist komplett durch. Und was sich auf Gran Turismo, dem noch immer aktuellen Tonträger der Cardigans, schon mehr als zart angedeutet hatte, findet auf A Camp seine konsequente Fortsetzung: Nina Persson macht auf ihrem ersten Soloalbum Schluss mit dem Blondsein. Die Frau, bei der schätzungsweise 99,5 Prozent aller heterosexuell veranlagten Männer sämtliche Beschützerinstinkte ausfahren, trägt ihr Haupthaar nunmehr bräunlich coloriert und sieht auch ansonsten zu, dass die Klischees einen möglichst weiten Bogen um sie machen. Quietschebunte Popsongs finden auf A Camp nicht statt, reflektionsfreies Mitsingen gestaltet sich weitgehend so, wie die Cardigans bis zu Gran Turismo nie waren -, schwierig. Nina Persson lässt den Urlaub von ihren Lieben überwiegend ruhig angehen, bleibt aber dennoch variabel. Stücke wie „Frequent Flyer“ und „Song For The Leftovers“ sind eigentlich im Folkrock zu Hause, klingen aber nie nach landeiernder Gemütlichkeit, sondern nach urbanem Lagerfeuer. Stimmlich gemahnt Nina Persson dabei mehr als einmal an Sheryl Crow-ein Eindruck, der sich bei breitbeinigen Rockern wie „Hard As A Stone“ noch manifestiert. „Less catchy, more songs“ wäre eine Formel, unter der man A Camp verorten könnte, vielleicht sogar muss. Das ist aber ist noch längst nicht das Erstaunlichste an A Camp; das Erstaunlichste ist der Produzent. Mark Linkous, im Hauptberuf als Mastermind von Sparklehorse zuständig für LoFi-Folk-Rock und Schöpfer solch wundersamer Plattentitel wie Vivadixiesubmarinetransmissionplot, hat das Ganze auf Mainstream mit angezogener Handbremse gebürstet. Wenn die Mitte der Straße so klingt, fährt man gerne drauf ab.
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