Abc Beauty Stab

Natürlich hätten sie weiterstricken können an ihrem bombastigen Popkonzept. Solche Liebes-Opern fielen ihm zuhauf im Schlafe ein, erklärte Martin Fry, Sänger und Sprecher von ABC, die jeder Kritiker 1982 rühmte, die perfekte Pop-Platte geschaffen zu haben. Ihre neue LP wird ihre Bewunderer in zwei Lager spalten. Die einen werden ihren mutigen Weg des Risikos respektieren, der Rest wird sagen: Jetzt fällt ihnen nichts mehr ein, ABC flüchten in gesichtsloses Hardrock-Geschrammel.

„That Was Then But This Is Now“ singen sie nicht umsonst auf ihrer neuen Single (bei weitem nicht das Stärkste des Albums), aber bei Licht besehen, hat sich gar nicht viel geändert: die gleichen tosenden Intros, die gleichen Melodiefolgen (bisweilen reichlich dünn), die bekannten Akkorde.

Nur die Arrangements haben sich verlagert: Eine laute, lärmige Heavy-Gitarre im rauhen Clash-Stil braust einem in die Ohren, aber dahinter, darüber und darunter viele Nuancen und kleines, reichhaltiges Zierwerk.

Aber die musikalischen Ideen verblassen hinter dem großangelegten Pathos. ABC spielen weiterhin Theater: In ausgeschmückter Kulisse wird ein abenteuerliches, gefühlsträchtiges Revolutions-Opern-Drama gegeben.

BEAUTY STAB ist ein wagemutiges Album; nebeneinander stehen Müll und aufblitzendes Genie. Kürzlich sagte Martin Fry, ihn beunruhige weniger, ob ABC weiterhin Hits haben werde, sondern eher die Zukunft der Clash. Genauso hört sich die Platte an. Eine verwirrende und mit Stil scheiternde Platte.