ABC – The Lexicon Of Love

Es war eine Zeit, in der Glamour (oder „Glamuur“, wie heute viele sagen) noch nicht umsonst in jeder Hauseinfahrt zu kriegen war. Oass ABC-Sänger Martin F171982 im „The Look Of Love‘-Video das gleiche Hütchen trug wie der Mann aus „Mary Poppins“, dass er über Zuckerzäune sprang, ein Kasperletheater aufsuchte und „Hip Hip Hooray!“ rief – das fanden die meisten nicht lustig. Und, zu allem Überfluss, es war auch nicht lustig gemeint. Der Sommer 1982, vom genialen „Sounds“-Journalisten Andreas Banaski pickelig strahlend als Pop-Saison ausgerufen, muss ein ganz großer Sommer gewesen sein: Britische Musiker [The Human League. Orange Juice, Dexy’s Midnight Runners und so] hatten aus ihrer Punk-Vision all das wegradiert, was sie am Punk zu sehr an alten Macho-Rock erinnerte (schlechte Kleidung, latente Missgunst gegen alles Schwarze, Intellektuelle und Weibliche, verzerrte Gitarren) the Lexicon Of Love von ABC ist das Manifest dazu, ein Soul-Boy-Drama, ein Sex-Album über die Unmöglichkeit von Sex, ein melodisches Prachtstück, bei dem jede Strähne an der richtigen Stelle klebt. Folgerichtig ein Superhit in England. Die neue Deluxe-Doppel-CD hängt eine komplette Live-Version aus dem Hammersmith Odeon ans Ende, die Martin Fry wie eine Dichterlesung moderiert, drei schaurige Demos, einen irren Out-Take IABC als Metal-Bandl und die bereits bekannten Single-B-Seiten. Darunter „Alphabet Soup“, ihre Erkennungsmelodie, die so fantastisch ist, dass man sie immer hören sollte, bevor The Lexicon Of Love beginnt.

www.abcmartinfry.com