Achim Reichel – Eine Ewigkeit unterwegs

Und wieder einmal Geschichten, die Reichels Langzeit-Texter Jörg Fauser und Kiev Stingel schrieben. Und wieder einmal haarsträubender Pseudo-Tiefsinn („ihr Lächeln so allein“). Der Indiojunge, der mit seiner Flöte hinaus in die fremde Welt zieht und übers Ohr gehauen wird („El Indio“); der kleine Ganove, der vom weißen Sandstrand träumt und deswegen ’ne Bank ausräumen will („Bali“) und andere Short Stories aus dem Standardrepertoire vermeintlicher Massenpsychologen erzwingen Zorn und Widerspruch.

Leider etwas zu weit in den Hintergrund gedrängt: die Musik. Sie fängt die textlichen Plattheiten nicht auf — das klassische deutsche Pop-Dilemma, sieht man von Rio Reiser einmal ab. Zwar hat sich Reichel stilistisch den Geschichten angepaßt (Jazz im Club, Reggae in der Karibik usw.), doch untermalt er, statt auszudrücken, er glaubt eben an die Macht der Verse.

Weitaus besser gelingt ihm der erfrischend luftige Gitarren-Rock, wie man ihn von so famosen Bands wie Any Trouble, Monochrome Set oder den Pretenders her kennt. Dazu spielt Hansi Behrendt (Ideal) ein endlich wieder natürlich, dennoch satt klingendes Schlagzeug. Mehr davon, bitte!

Mit seiner gnadenlos unromantischen Stimme bleibt Achim Reichel weit entfernt von der Grenze zu Schmalz und Schlager. Er vermittelt Spannung und Gefühle derart überzeugend, daß man ihm selbst den Indio vom „Fuße der Anden, wo damals die Spanier das viele Gold fanden“ abnehmen möchte.