Aerosmith
Draw The Line
Col (Sony Music)
Wenn es einen Schrecken jedes Plattenrezensenten gibt, dann ist es der, sich über noch ’ne Hard-Rock-Scheibe ein paar originelle Statements aus den Fingern saugen zu müssen. Schließlich liegt der Beginn der Wallfahrt zum Big Zeppelin jetzt genau zehn Jahre zurück, und eine innere Entwicklung erwähnenswerteren Ausmaßes hat das Schwermetall-Genre ja nie gekannt. In diesem Sinne bleibthier eigentlich nur eins festzustellen: neben der britischen Bad Company sind die amerikanischen Luftschmitze die souveränsten und hörenswertesten Nachlaßverwalter des konventionellen Hard-Rock-Erbes.
Klar, auch Steven Tylers Mannen sind nicht völlig erhaben über hirnloses Heavy-Gehämmer und überzogenes Robert-Plant-Gekreisch (so im Song „The Hand That Feeds“). Aber etliche Stücke sind wieder mal gut durchdacht, ausgewogen und abwechslungsreich („Kinks And Queen“) oder zehren von gekonnten Gitarrenriffs („Draw The Line“) und recht reizvollen Bläsereinlagen („White Light Fright“). Kein Wunder, daß es dafür in den USA allein aufgrund der Vorbestellungen Platin gab. Auch hierzulande könnte solch harter Mix gut verkäuflich sein. Schließlich gibt’s immer noch jede Menge Leute, die es mit Vorliebe laut und straight haben.