Agitation Free – Agitation Free 2nd Vertigo 6360615)
Während ihre erste LP vielleicht noch nicht ganz ausgereift war, legen die 5 Musiker jetzt ein in-sich-abgeschlossenes, reifes Werk vor. Folgenreichste Handlung bis zu ‚2nd‘ war das Auswechseln des Gitarristen. Stephan Diez ist der neue Mann und der Bruder vom Ex-Atlantis Frank. Vermutlich dürfte er für den stark geänderten Stil hauptsächlich verantwortlich sein. Er ist von der Technik her sehr gut, aber vom Feeling her einfach herrlich. Ich könnte ihm fortwährend die Hände schütteln. Keyboardspieler Michael Hoenig ist der zweite wichtige Soundpräger. Er zeichnete für den grössten Teil der ersten LP ‚Malesch , wahrend hier seine elektronischen Einwürfe und Klanggemälde mehr im Hintergrund wirken. Agitation Free scheint in den letzten Monaten vermehrt an West-Coast-Musik Gefallen gefunden zu haben, und das hört, man! ‚Laila‘ erinnert bei den ersten Harmonien sehr stark an ‚Dreams l’ll never see‘ von den Allman Brothers und in ‚First Communications‘ spielt Diez wie ein verjazzter Jerry Garcia. Bassist Michael Günther darf auf keinen Fall vergessen werden. Ausser, dass er den grössten Teil des Materials komponierte, spielt er einen Bass, der mir Freudentränen in die Augen treten lässt. Zweifellos bestes Stück von ‚2nd‘ ist ‚In the silence of the morning sunrise‘, ein relaxtes, wunderschönes Stück Musik, wie es in Deutschland absolut nicht zur Tagesordnung gehört. Als einen Einfluss nannte ich schon den Westcoast-Sound. Der zweite ist der der frühen Pink Floyd. Besonders deutlich in ‚Haunted Island‘, wo der eigenwillige dämonische Gesangsstil mit einem Text von E. A. Poe mich fasziniert. Der intellektuelle Anspruch, der den Musikern innewohnt (oder eingegeben wurde) sollte schleunigst verschwinden, denn wenn sie mit diesem Programm auf Tournee gehen würden, könnte man sie mit Sicherheit in ca. 1 Jahr zur deutschen Popularitäts-Spitze zählen. (Was nicht heissen soll, dass ich ihnen Kommerzialität vorschlagen möchte.)
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