Alan Woerner – Eins plus eins

Wenn er mit seiner Just For Fun-Combo, den Rondo Brothers, von Zeit zu Zeit in Frankfurts Apfelweinviertel Sachsenhausen tief in die Hitkiste greift, dann setzt er mit seiner erdigen, aber smarten Gitarrenband den Weinseligen nicht die hundertste Version von „Sweet Home Alabama“ zum Mitgrölen vor, sondern packt von Pink Floyds „See Emily Play“ über Fleetwood Macs „Oh Well“ bis zu Joe Jacksons „Is She Really Going Out With Him“ fast ausschließlich Bonbons aus. Daß er sich dabei auch an Sangesgrößen wie John Lennon, David Bowie und David Byrne herantraut, hat im Falle Alan Woerners nichts mit Selbstüberschätzung zu tun. Der Junge kann singen und Charakter hat seine Stimme auch — eine Seltenheit in Deutschland.

EINS PLUS EINS ist seine insgesamte dritte Platte, sein zweiter deutschsprachiger Versuch auf der Suche nach einer stilvollen und eleganten, dennoch konsumierbaren Musik im (deutschen) Niemandsland zwischen Schlager und Rock. Mit seinen Freunden Curt Cress (Drums), Ken Taylor (Baß), Roderich Gold (Keyboards), Peter Weihe (Gitarren) und Rio Reiser als gelegentlichem Co-Texter schaffte es Woerner diesmal (erneut unter der Regie von Techno-Freak Udo Arndt), ein homogeneres, nicht so überproduziertes Album (im Vergleich mit … BIS IRGENDWAS PASSIERT) einzuspielen.

Zwischen der Eingängigkeit von „Die Offene See“ (eine potentielle Single) und der Experimentierfreudigkeit von „Beatles Boots“ und „In Picasso“ (Assoziationsangebot: die RUBBER SOUL-Ära der Fab Four, aber Squeeze-mäßig auf die Höhe der Zeit transportiert) bewegt sich Woerner —- und ist damit in Deutschland konkurrenzlos.