Alex Chilton – 1970

The great lost album? Auf jeden Fall das fehlende Glied zwischen den Box Tops und Big Star. Alex Chilton, lange Zeit sträflich vermißt in den amtlichen Rock-Geschichtsbüchern und erst in den 8oern als Produzent/Musiker von Tav Falco und den Cramps zu verdienten Meriten gekommen, gehört seit Jahren zu den großen und gerne zitierten Einflüssen des Underground. Da kommt eine solche Ausgrabung einem kultischen Ereignis gleich. Dieses Album, Anfang 1970 wie so viele spätere LPs des einstigen Teen-Wunders in den Ardent Studios zu Memphis aufgenommen, zeigt Chilton als Rhythm & Blues-Rocker in vollem Saft. Da Chilton schon Big Star formiert hatte, wurde diese Solo-LP auf Eis gelegt. Jetzt hat Produzent Terry Manning die 8-Track-Mastertapes wieder aus der Versenkung geholt und ohne Overdubs im Original-Sound auf CD gebracht. An die kranke Meisterschaft von solch brüchigen Werken wie BACH’S BOTTOM (dessen ‚Free Again‘ hier in einer Country-Pop-Früh-Version auftaucht) und LIKE FLIES ON SHERBERT reichen die 13 Songs auf 1970 nicht ganz heran. Trotzdem: Genius Chilton kündigt sich hier mit schrägen Hymnen (‚I Wish I Could Meet Elvis“), souligen Midtempo-Raffinessen und vollkommen abgedrehten Cover-Versionen (‚Sugar Sugar‘) an.