Alice – Mélodie Passagère
Seit UTE LEMPER SINGT KURT WEILL ist doppelte Enttäuschung zu befürchten, wenn sich ein Schlagerstar auf das glatte Parkett des zeitgenössischen Kunstliedes begibt. Die Lemper hatte 1988 mit der Weill-LP ihr mühsam erarbeitetes Show-Publikum vergrault. Andererseits merkten die Weill-Fans nur zu bald, daß sich die teilweise peinlich überforderte Ute mit dieser LP in ein „gehobeneres“ Genre hineinmogeln wollte – und sie waren allesamt verstimmt. Wenn nun Alice mit ihrem herben Italo-Akzent hauchzarte französische Klavierlieder des „Bolero“-Komponisten Maurice Ravel, des Minimol-Music-„Lehrmeisters“ Erik Sofie und von Gabriel Faure singt, ist auch nicht jede Rose ohne Dornen. Aber allein schon die Tatsache, daß Alice ihren guten Pop-Namen für entdeckenswerte Sprödigkeiten wie Saties „Gnossienne n.l“ oder Ravels hebräisch gesungenes „Koddish“ zur Verfügung stellt, reicht für einige Pluspunkte. Doch ausgerechnet Faures Sakralmusik „Pie Jesu“ sollte wohl als Single-Auskopplung herhalten und mußte sich eine elektronische Keyboard-Weichspülung gefallen lassen.
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