Alles so schön bunt hier – Die Geschichte der Fünfziger von der Popkultur bis heute

herausgegeben von Peter Kemper, Thomas Langhoff und Ulrich Sonnenschein

RECLAM, 371 SEITEN. 49.80 DM Und der Ton ist Schrift geworden: Im Rahmen seines Funkkollegs „Jugendkultur und Popmusik“ hat der Hessische Rundfunk in den Jahren 98/99 insgesamt 30 Hörfunksendungen ausgestrahlt, in denen die Entwicklung der Popkultur von den soern bis heute nachgezeichnet wurde. Allerlei schlaue Menschen kamen zu Wort: Musik- und Medienexperten, Sozialwissenschaftler und Historiker stritten, analysierten, diskutierten. Nun liegt dieses ambitionierte Projekt in Buchform vor, wobei die Rundfunkmanuskripte überarbeitet und ergänzt wurden um treffliche Playlists zu den verschiedenen Themengebieten etwa. Entstanden ist ein Standardwerk, das jeder lesen sollte, dessen Herz im Takt seiner Lieblings-Pop-Musik schlägt. Am Werk sind Experten wie Günther Amendt, Gerald Hündgen, Winfried Trenkler, Rüdiger Bloemeke und viele andere, die bisweilen ein wenig trocken, aber stets hochkompetent zwischen Rock ’n‘ Roll und Techno, Hippies und Punks, Soul und Glam, Grunge und Krautrock. Reggae und Metal alles unter die Lupe nehmen und auf seine gesellschaftliche Bedeutungsebene abklopfen, was während der letzten fünf Dekaden Hirne, Herzen und Tanzbeine in Wallung brachte. Notorische Nörgler werden vielleicht fragen, ob man über MTV und Clip-Kultur wirklich noch unter dem ausgelutschten Titel „Video Killed The Radio Star“ reflektieren darf. Erbsenzählerei, das. Viel wichtiger: ALLES SO SCHÖN BUNT HIER ist über weite Strecken eine, wie die Herausgeber richtig formulieren,“sinnlich erlebbare Geschichte des Pop“ geworden. Einzig die „virtuelle Diskussion“ am Ende, „Koexistenz der Widersprüche“ betitelt und die üblichen Verdächtigen von Dieter Gorny bis Diedrich Diedrichsen bemühend, gerät ihnen zur Schaumschlägerei. „Was Pop macht, ist nicht messbar.“ Soso.“Ich finde, Musik muss unbedingt propper sein.“ Ach gar? Schwätzer beim Chill-out. Ein Wermutstropfen. Nicht mehr.