Alvin Lee – Pump Iron!
Die Situation um Alvin Lee ist, gelinde gesagt, etwas verworren: Von Ten Years After hört man so gut wie nichts mehr, obwohl sie angeblich noch existieren, Alvin Lee & Co, die Nachfolge-Formation, habe ich einmal live gesehen, und seitdem ist auch dort Funkstille. Trotz dieser vielfältigen Schwierigkeiten hat A. Lee aber offensichtlich genug musikalische Potenz, jederzeit ein gutes Rock-Album aufzunehmen. Es hat sich eigentlich nicht allzuviel geändert seit TYA-Zeiten. Es wird allerdings deutlich, daß Alvin Lee eine neue Umgebung, d.h. neue Musiker, brauchte. „Pump Iron!“ wirkt gelöst, geht los, und man hat nach langer Zeit mal wieder das Gefühl, der Musiker Lee ist mit Freude bei der Arbeit, die letzten TYA-Platten waren eben nur noch ein Job. Die allzu häufig zitierte Frustration, die so oft als letzte mögliche Ausrede herhalten muß, wenn’s musikalisch nicht mehr stimmt, scheint wie weggeblasen bei ihm. Alvin ist so um die dreißig heute, kommt also aus der englischen Blues-Szene Mitte bis Ende der Sechziger Jahre, und das hört man noch deutlich. Außerdem bevorzugt er das harte rhythmische Spiel, ein „Rocker“ also, im positiven Sinne allerdings. Es gibt also durchaus „heavy rock“, der seine Berechtigung hat, und den nicht nur die Phonzahl kennzeichnet. Allen, die Ten Years After nachtrauern, sei zum Trost gesagt: Dafür gibt’s keinen Grund, mit neuen Musikern ist A. Lee wieder in alter Form, und es kam ohnehin, auch damals, nur auf ihn an.