Amon Düül II – Phallus Dei/Yeti/Tanz der Lemminge :: Krautrock

Can – das waren die anderen. Die Kölner. Die Studierten. Die richtigen Musiker. Sie konnten nicht nur Partituren lesen und analysieren, sondern auch selbst welche erstellen, die der Analyse würdig waren. Würden Can heute debütieren (sie würden immer noch Aufmerksamkeit erregen), würden sie wohl in einem Jazz-Rahmen wahrgenommen. Amon Düül II könnte es heutzutage gar nicht geben. Die Münchner waren Krautrock mit Haut, Haar und (Schlapp-)Hut. Sie konnten weder Noten lesen noch sich erinnern, dass es so etwas gibt. Doch sie konnten mit untrüglichem Gespür den Zeitgeist in Musik übersetzen. Die Epoche machenden ersten drei Düül-Alben – PHALLUS DEI, YETI,TANZ DER LEMMINGE – legt Repertoire nun in angemessener Form auf: Als Digipacks mit schönen Booklets und kurzen, aber gescheiten Linernotes. Und noch heute nebelt eine Aura des Staunens aus den Boxen, wenn die Musikerkommune losdaddelt. Buschtrommeln, indisches Sirren, experimentieller Hardrock und schlechtes Englisch tanzen mit flackernden Augen einen Hexentanz der Freiheit, der das Glück, das Pop verspricht, in der Radikalität des Wahnsinns sucht und findet. Und wer die definitive Veröffentlichungsform des ersten Amon-Düül-Karriereabschnitts sucht,findet sie auf diesen drei CDs. PHALLUS DEI (5) und YETI (6) enthalten sogar Bonustracks, was solchen Gesamtkunstwerken aber nicht unbedingt gut zu Gesicht steht. Bei TANZ DER LEMMINGE (4) hätte es vielleicht noch gepasst, die Platte ist eh in sich etwas zerrissen und nicht mehr ganz so gut wie die beiden Vorgänger.

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