Ani DiFranco – Little Plastic Castle :: Gefühvoll

Sie schreibt Songs wie am Fließband: UTTLE PIASTIC CASTLE ist bereits Ani DiFrancos elftes Album in dieser Dekade und zeigt doch nicht die geringsten Anzeichen von Verschleiß. Im Gegenteil – die 27jährige Kanadierin wirkt immer versierter. Dabei verläßt sie sich nicht nur auf ihre Band um Andy Stochansky und Jason Mercer, sondern wartet zudem mit illustren Gästen auf: Bassistin Sara Lee (ex-Gang Of Four), Drummer Jerry Moratta (Peter Gabriel) und Trompeter Jon Hassell. Eine Personalpolitik, die den mitunter puristischen Folkrock noch weiter öffnen soll. Daß sie, die ihre Platten in Eigenregie veröffentlicht und vertreibt, irgendwann doch vom Mainstream vereinnahmt wird, ist und bleibt Anis größte Furcht. Doch dem steuert sie bewußt entgegen. Einerseits schreibt sie keine seichten Pop-Songs, zum anderen setzt sie neuerdings auch Morsezeichen („Swan Dive“), Sprachsamples („Deep Fish“) oder Moog-Synthesizer („Two Little Girls“) ein, um Ihren emotionalen Songs zusätzliche Kanten zu verleihen. Der selben Absicht folgt das 14minütige „Pulse“, ein Spoken Word-Vortrag, der schließlich in einem epischen Instrumental mündet. Ani lotet ihre Grenzen aus – musikalisch wie kommerziell. Natürlich will sie mehr Platten verkaufen, als die 100.000 ihres letzten Albums LIVING IN CLIP, aber der ideelle Ausverkauf steht doch außer Frage. Dieser Balanceakt ist genauso Gegenstand ihrer Songs, wie die Distanzierung von ihrer radikalen lesbischen Fangemeinde, den Dykes. LITTLE PLASTIC CASTLE ist ein charmanter Umbruch, der mehr Türen aufstößt, als schließt.