Anita Baker – My Everything
1994, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, heiratet Anita Baker einen Mann, derabsolut nichts mit der Musikbranche zu tun hat, gründet eine Familie und zieht sich ins Privatleben zurück. Doch jetzt, da ihre Kids groß sind, will sie es noch einmal wissen. Und der Augenblick scheint günstig. Schließlich wird ihre Musik von der HipHop- und R’n’B-Community gesampelt wie keine zweite. Etwa in der Nummer-1-Single „Slow Jamz“ von Twista und Kanye West. Anita Baker ist inzwischen 56 Jahre alt, hat aber nichts von ihrer Klasse verloren. Ihre Stimme trifft immer noch alle Höhen und Tiefen, sie hat das Talent, wunderbar altmodische Gefühlsduseleien zwischen Jazz, Soul, Gospel und R’n’B zu schreiben. Sie produziert sich größtenteils selbst und schart eine Gilde gestandener StudioCracks um sich. Etwa Bassist Nathan East, Drummer Steve Ferrone, Multiinstrumentalist Babyface und das komplette Yellowjackets-Ensemble. Nur einige Namen, die verdeutlichen, wie stilvoll und versiert es hier zur Sache geht. Mit hochwertiger, handgemachter Musik, die weder die aktuelle Krise der Musikindustrie noch ganze Heerscharen an jungen, aufreizenden RVB-Sternchen fürchten muss. Denn keine von ihnen kann Anita Baker das Wasser reichen. my everything ist eine Lehrstunde in Sachen Vokalakrobatik, die den Hörer eindrucksvoll plättet. Das Album hat die Stimme, die Songs und das Feeüng. Das nennt man Old School – im wahrsten Sinne des Wortes.
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