Appliance – Imperial Metric :: Kraut-Pop

Schon erstaunlich, wie lange sich das Kraut-Rock-Revival am Leben hält. Vielleicht liegt es daran, dass es keine großen Hits 1:1 zu recyclen gibt, die man durch die Retro-Hype-Maschine jagen kann, wodurch der Burnout-Effekt verzögert wird. Außerdem beschränken sich die neuen Kraut-Verwerter bewusst auf die musikalischen Einflüsse der frühen 70er und lassen den Hippie-Lifestyle jener Zeit außen vor. Und siehe da: Die Überarbeitung des Sounds von vor 30 Jahren ist State of the Art. Stereolab, Add N To (X) und viele andere haben den Reiz des repetitiven Elements für sich entdeckt, die große Spielwiese alter Analog-Keyboards mit den Mitteln des Pop verknüpft und stoßen damit sowohl in der Club-Lounge wie im Indie-Wasteland auf offene Ohren. Auch Appliance aus Exeter sammeln fleißig altes Equipment aus der Frühphase der Keyboard-Entwicklung. Bandschleifen statt Digitaltechnik – der alte Moog wird auch hier gottgleich verehrt. Stand das klassische Rock-Fundament auf dem Debütalbum MANUAL noch gleichberechtigt neben der Tastenvielfalt, so treten Gitarre, Bass und Schlagzeug neuerdings zunehmend in den Hintergrund. Ihr neuer Elektro-Groove erinnert dabei fast an Suicide und Depeche Mode, allerdings ohne die Angriffslust ersterer und den Popappeal letzterer zu besitzen. Das klingt irgendwie interessant, oft aber auch enttäuschend beliebig und zäh. Es fehlt der Zug, das Überraschungsmoment. Erst im letzten Drittel legt das Trio seine Lethargie ab und einen Gang zu. Insgesamt war der große Schritt nach vorn hier leider eher einer zurück.

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