Aqualung – Aqualung

Nette Beats-Spielereien, ein stimmungsvolles Piano und noch dazu gedankenverlorener Jungen-Gesang. Alles ganz sanft, einfühlsam und

verklärt: willkommen in der fragilen Welt von Matt Haies – ein komischer Kauz aus Southampton, der mit seinem Ein-Mann-Projekt Aqualung ein ungewöhnliches Major-Debüt vorlegt. Weil die elf Stücke so unscheinbar, grazil und melancholisch wirken, dass sie eigentlich keinem kommerziellen Anspruch genügen. Im Gegenteil: Die Kleinode aus simplen Melodien und tieftraurigen Texten über die Gefühlsdefizite eines Studiotüftlers und Musik-Nerds sind so seltsam und verquer, dass sie allenfalls Leute ansprechen, die genauso denken und fühlen wie der bleiche Brite: beziehungsgestörte Sensibelchen, die sich selbst immer wieder einreden, dass irgendwann alles besser und anders wird. Bis dahin regieren das Prinzip Hoffnung und das Verlangen, den Blues zu singen. Leidenschaftlich und exaltiert wie in „Good Times Gonna Come“ oder frustig-resignierend wie in „If I Fall“. Matt ist die Steigerung von Jay Jay Johanson und Radioheads Thom Yorke – ein passionierter Trauerkloß, der kein Taschentuch und keine Schulter auslässt. Der sich richtig ausheult, zu seinen Tränen steht und dem Begriff „Trauer“ eine völlig neue Bedeutung verleiht – keiner ist so überzeugend, weil ehrlich, wie Matt. Der klassisch geschulte Pianist, der seit frühester Kindheit Songs und Sinfonien aufnimmt und zwischenzeitlich als BBC-Techniker jobbte,hat so viele Abgründe und Tiefen, dass man sich darin glatt verliert. Dabei macht Matt das eigentlich Uncoole cool und stellt der Welt der Charts, der Retorten-Bands und des Fake-Soul nichts als sich selbst entgegen. Ein trauriger Beck. Nicht auszudenken, wenn dieser Junge irgendwann die große Liebe finden sollte das wäre wahrscheinlich sein Exitus.

www.aqualung.net