Aquasky – Bodyshock

In keinem anderem Genre der Dance Music wird das Prinzip der ideologischen Reinheit so eifrig propagiert wie im Drum ’n‘ Bass. Strictly Underground muß es sein, hart, tanzbar und kompromißlos. Selbst Goldie hat bei allen Ausschweifungen seine Roots nie ganz aus den Augen verloren. Umso größeres Erstaunen muß hervorrufen, was sich das britische Trio Aquasky auf dieser Doppel-CD (oder Fünffach-Vinyl-Ausgabe, wie man will) ausgedacht hat. Zwar bewegt sich der erkleckliche Teil der Tracks im Rahmen dessen, was das Jungle-Dogma vorschreibt: Hochpräzise Beats, Bass-Vibrationen wuchtig wie elektrische Stromstöße, reduzierte Soundscapes. Die Lust auf Seitensprünge ist aber ebenso unüberhörbar. „Blue Thunder“ dürfte demnächst auf Big-Beat-Partys gefeiert werden, mit „Pressure Shot“ und „Manmade Symphony“ ergreifen Aquasky für die Funky-House-Fraktion Partei und das Finale „This Life“ hat Downtempo-Charakter. Was steckt hinter diesen Desertionen? Der Wunsch nach Abwechslung? Blanke Provokation? In Zeiten wie diesen, wo Pioniere wie 4 Hera ernüchtert den Tod von Drum ’n‘ Bass konstatieren, wirkt BODYSHOCK wie ein Aufbruch zu neuen Ufern. Die Jungle-Gemeinde wird aller Voraussicht nach pikiert reagieren, aber das sollte Aquasky nicht vom Weg der Öffnung abbringen, den sie hier mutig und inspiriert eingeschlagen haben.