Arbeitstexte für den Unterricht – Rap-Texte herausgegeben von Sascha Vertan
Daran kommt keiner vorbei, der die deutsche Schulbank drückt: Das altehrwürdige Reclam-Heft ist fester Bestandteil der Pennäler-Kultur und verteidigt wacker seinen angestammten Platz im Lehrplan. Ergraute, ohnehin schon von der Pisa-Studie aufgeschreckte Studienräte sollen jetzt allerdings umdenken, zumindest partiell. Statt Fontane oder Schiller sollen nun auch Cora E., Absolute Beginner oder Die Fantastischen Vier ihren Teil zur literarischen Bildung beitragen. Musikalisches Anschauungsmaterial als Unterrichtsergänzung dürften die Schüler sowieso mehr als genug besitzen. Also lieber ein „Tag am Meer“ als „Schimmelreiter“? Nicht unbedingt, wie Herausgeber Sascha Verlan im Vorwort erklärt. Aber auch anhand von Kinderzimmer Productions oder Fettes Brot lässt sich das Sprachverständnis trainieren, findet er. Der Fachmann in Sachen Reimkultur hat bereits eine Magisterarbeit namens „HipHop als schöne Kunst betrachtet – lyrische Ausdrucksformen im deutschsprachigen Rap“
sowie diverse Bücher und Hörspiele zum Thema verfasst und weiß somit, wovon er spricht. Im Vorwort erzählt er die Geschichte des Rap, erklärt Begriffe von B-Boy bis Old School und stellt die verschiedenen Formen des Rap von Battle bis Freestyle vor. Anhand von ausgewählten Texten sollen Schüler (und auch Lehrer) Flows und Rhymes auf ihren sprachlichen und stilistischen Inhalt hin unter die Lupe nehmen. Warum auch nicht, ob allerdings so manch gesetztem Germanisten Sätze wie „Ich brech dir das Reimbein, dein Satz wird hinken“ so einfach über die Lippen kommen, bleibt fraglich. Für die Ratlosen unter den Lehrern bleibt immerhin der Anhang „Didaktische Überlegungen“. Dort schlägt Verlan vor, auch mal einen Rapper (ohne Spraydose) in die Klasse einzuladen, und ermuntert die noch Unschlüssigen mit Feststellungen wie „Rap ist auf jeden Fall etwas, das Spaß verspricht“. Ganz nebenbei klärt sich anhand von Verlans biografischem Abriss der Rapkultur auch die Frage nach dem Ursprung der arschlosen Homie-Sackschlabberhose. Und das dürfte die Kopfnickerliga doch weit mehr interessieren als Iphigenie auf Taurus.
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