ASWAD Hulet Ariola 202 033-320

Die Londoner Formation Aswad gehört, zusammen mit den Cimarrons und Matumbi, zu den ältesten britischen Reggae-Gnippen. 1975 begründet, wurden sie bereits im darauffolgenden Jahr von Island-BoßChns Blackwell unter Vertrag genommen. Ihr Debutalbum fiel stilistisch zwar noch etwas uneinheitlich aus, motivierte seinerzeit aber zahlreiche Bands, unabhängig vom jamaicanischen Original, einen neuen, eigenständigen Stil zu kreieren. Aber gerade diese Tatsache war für Island Grund genug, den Vertrag mit Aswad zu lösen, da das Unternehmen wenig Interesse an musikalischer Weiterentwicklung hatte und die Band lieber als britisches Gegenstück zu Bob Marley an den Mann zu bringen gedachte. Nun ja, dreieinhalb Jahre sind mittlerweile ins Land gegangen, bevor jetzt, auf dem unabhängigen Grove-Label, ihr zweites Album HULET erschien. Die Platte wirkt, im Vergleich zum Vorgänger, stilistisch geschlossener, komplexer, ausgereifter. Der charakteristische Offbeat-Rhythmus ist immer präsent, neue Klangfarben werden durch jazzige Piano-Einschübe, Strings und eine fast schon spanisch anmutende Akustik-Gitarre eingebracht. Das Verarbeiten der verschiedenen Stile und Einflüsse kann als durchaus gelungen bezeichnet werden. Trotzdem wirken manche Stücke regelrecht überladen, die vielschichtigen Arrangements sind oft nicht klar genug strukturiert. Was sich vor allem bei den etwas langatmigen Nummern der zweiten Seite bemerkbar macht; auf den uninspiriert klingenden Instrumental „Hulet“ hätte man hier getrost verzichten können. In ihren Texten nimmt die Band engagiert zur harten Realität Stellung, mit der sich junge Schwarze in ihrer britischen Wahlheimat konfrontiert sehen, berücksichtigt aber auch das traditionell-religiöse Element. Und das ist es, was die Grupauch für eine schwarze Zuhörerpe, die auf der Insel vor einem überwiegend weißen Publikum auftritt, schaft interessant macht. Trotz mancher Schwächen ist HULET insgesamt eine zufriedenstellende Platte, die neue Richtungen und Möglichkeiten aufzeigt und somit die stete, kontinuierliche Weiterentwicklung der britischen Reggaeszene dokumentiert. 3 ug