Austin Powers – Spion in geheimer Missionarsstellung :: Gestört / Start: 14.10

Im zweiten Ausflug des britischen Geheimagenten aus den 60er Jahren – einer Zeit, in der man Männern sowohl krumme Zähne als auch pausenloses sexuelles Innuendo offensichtlich gerne verzieh sind nicht nur die neuen Gags besser, sogar die Remixe altbekannter Pointen haben mehr Kick, mehr Selbstvertrauen. Darf man’s sagen? AUSTIN POWERS 2 übertrifft das Original um Längen. Groovy, Baby! Das hat eine Reihe von Gründen, zu denen die Handlung nicht unbedingt zählt: Superbösewicht Dr. Evil ist zurück, und Austin Powers muß ihn daran hindern, die Weltherrschaft zu übernehmen. So weit, so bekannt. Neu sind eine Reihe frischer Mitund Gegenstreiter (manche gut: Mini-Me, Felicity Shagwell; manche nicht so gut: Fat Bastard) und die Tatsache, daß die Reise diesmal wieder zurück geht in die 60er Jahre, wo es Dr. Evil gelungen ist, Austin Powers‘ Mojo (ungefähr: Libido, Manneskraft) zu stehlen. Okay, klingt, ahm, spannend. Macht nix: Wie die von Myers immer wieder höchst liebevoll zitierten Bond-Filme der Ära leben auch Austin Powers Ausflüge nur vom jeweiligen Moment. Und in dem kann alles passieren. Die Handlung dient lediglich als loser Leitfaden – bei Bond für eine Abfolge von Stunts, bei Austin für eine Abfolge von Gags. Die Stärke von SPION IN GEHEIMER MISSIO-NARSSTELLUNG liegt darin, daß sich Mike Myers in seinem selbst geschaffenen, grell blitzenden Popart-Universum mittlerweile pudelwohl fühlt. Das sympathische Vortasten des ersten Teils in diese unerforschte Parallelwelt aus Anzüglichkeiten und ziemlich blöden Running Gags ist einer relaxten Sicherheit gewichen, die es den Machern erlaubt, sich alles zu erlauben. Je absurder, desto besser: Natürlich drängen sich zunächst Witze aus dem VERRÜCKT NACH MARY-Umfeld auf, wenn Austin eine braune Brühe trinkt, die nicht Kaffee ist, nussig schmeckt, mit Dünn beginnt und mit Pfiff endet. Oder wenn Felicity Shagwell, die CIA-Agentin an Austins Seite (Heather Graham – um Lichtjahre besser als die kalte Elizabeth Hurley in Teil 1), vermeintlich immer verblüffendere Gegenstände aus seinem Rektum hervorzaubert. Aber neben den zeitlosen Sexjokes gibt es auch zahllose, beinahe dadaistische Gags, die unglaublich komisch sind, auch wenn sie zunächst gar nicht so wirken: Man muß erst einmal nachdenken, wenn der planlose Dr. Evil seine Gefolgsleute in den 60er Jahren mit Zitaten aus JERRY MAGUIRE oder HipHop auf eine harte Probe stellt. Ob subtil oder offensichtlich, Austin Powers‘ zweiter Filmeinsatz ist ein Füllhorn verrückter Ideen, die man am besten entspannt zurückgelehnt genießt. Nur so stellt sich das shagadelische Feeling ein. Und das ist wirklich groovy, Baby! Start: 14.10