Baby Dee – The Robin’s tiny throat
Gerade mal zwei Ausgaben dieses Journals sind ins Land gezogen, seit hier die alle Vergleiche abschüttelnden Freak-Gospels Baby Dees gewürdigt wurden. Was hat sich mittlerweile getan? Wir haben gelernt, dass die 53-jährige Transsexuelle zumindest in grammatikalischem Kontext als „sie“ firmiert, was uns eine Fortführung der leidlich originellen Formulierungszwitter aus der Besprechung von safe inside the day erspart. An das überbordende Lob ihrer kammermusikalischen Kleinode soll angesichts der Wiederveröffentlichung ihrer letztjährigen Compilation hingegen nahtlos angeknüpft werden. Ebendiese umfasst auf zwei CDs die ersten beiden Alben der New Yorkerin UTTLE WINDOW (2OOl) Und LOVE’S SMALL song (2002), sowie die 2005er EP „Made For Love“. Beiden Seiten dieser Werkschau gelingt das Unglaubliche, jeweils mit Vogelgezwitscher (verantwortlich zeichnet hier für ein Rotkehlchen) zu beginnen und sich dennoch grundlegend von ähnlich gestricktem New-Age-Schmonz zu unterscheiden. Denn die Grande Dame verliert sich hier nicht in Selbstmitleid, sondern hat ein konkretes Anliegen: Diese Stimme, dieses Akkordeon, dieses Klavier und dieses Rotkehlchen wollen helfen! Schließlich sind es nicht die Instrumente, die Baby Dees Musik tragen, sondern ihr Optimismus. Und so können auch apokalyptische Zeilen wie „Who can save us now that God’s qone mad“
(aus: „So Bad ) so lange nicht verstören, so lange sie dieser immer leicht angeschwippst wirkende Großonkel in Frauenklamotten singt. 1998 hieß es auf diesen Seiten über spirit, das zweite Album der damals noch guten Jewel: „pieces of you [Jewels Debüt-Anm.d. Aut.] kann dich durch eine einsame Nacht bringen, spirit vielleicht dein Leben retten,“ Auch um Baby Dees Hang zu Texten unterhalb der Gürtellinie zu wahren, heißt es zehn Jahre später: Baby Dee rettet dir den Arsch, bevor er auf Grundeis geht.
>» www.babydee.org
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