Babylon Zoo – Boy With The X-Ray Eyes

Allgemein akzeptiert ist die These, daß es im Weltraum noch lustiger und spannender zugeht als auf dem gewöhnlichen Erdenrund. Deshalb ist es gar nicht so erstaunlich, daß irdische Kunstformen schon immer gern mit dem Kopf durch die Wolken stießen und ins All vordrangen. Schon die Stones waren 2000 Lichtjahre von zu Hause weg; und David Bowie ließ seinen einsamen Kosmonauten in unseliger ‚Space Oddity‘ vor sich hin dümpeln. Weil derzeit auf den britischen Inseln das Musikrecycling zum Lieblingssport aller Kunstschaffenden geworden ist, hat auch der frühe David Bowie endlich seine Enkel gefunden: Die vier Newcomer von Babylon Zoo, eine Neuentdeckung aus England, schweben gemütlich im Sixties-Weltraum, und wir schweben gerne mit. BOY WITH THE X-RAY EYES, das erste Album des Quartetts aus Wolverhampton, besticht gerade in den Momenten besonders, in denen der Beat abhebt ins Psychedelische und die Bewußtseinsströme im Kopf herumzukrabbeln beginnen wie Ameisenparaden. Stücke wie der Titelsong oder das entspannte ‚Is Your Soul For Sale?‘ delirieren angenehm in wabernde Soundgestalt. Andererseits kann dich die Band durchaus auch mit allerlei Härten konfrontieren, wie in dem vielsagenden Song ‚I’m Cracking Up, I Need A Pill‘-. Dort schiebt ein heftiges, aggressives Riff den Sound in Richtung Post-Grunge, mit fixen Gitarren und einem nahezu hysterischen Gesang. Der Trick der Band bei der Produktion ist bei derlei Songs vor allem der Einsatz konstant überdrehten Gitarrenlärms im Hintergrund, hervorgerufen durch den Gebrauch uralter Saiteninstrumente und schrottreifer Second-Hand-Amps. Dazu raunt die relativ weiche und hohe Stimme Jas Manns Geheimnisvolles: der Sänger als Botschafter aus dem All. Absolut hitverdächtig ist im übrigen ‚Spaceman‘ – derjenige Song, mit dem ein amerikanischer Hosenhersteller seinen neusten Werbefilm über jeanstragende Außeriridische beschallt. Das ist nun fast schon eine Hitgarantie, wie die Vorläufermelodien von Stiltskin oder Shaggy beweisen. Jeanswerbung als kleiner Schubser in die Charts möglicherweise gar nicht notwendig wäre, weil Babylon Zoo auch so schon Aufmerksamkeit genug erregen werden, als Handwerker der Psychedelik, sei es hier oder bei kleinen, sprialförmigen Wesen aus dem Pferdekopfnebel.